Pilgerfahrt nach Padua

Gisela Schneeberger & Herbert Knaup üben sich tragikomisch im Slow-Dating

Foto: Degeto / Frank Dicks
Foto Rainer Tittelbach

„Pilgerfahrt nach Padua“ ist ein dezent gruppentherapeutisch angehauchter Reisegruppen-Film – im psychologischen Handgepäck die Lebensgeschichten der Hauptfiguren, die Resolutheit einer Mutter, die nicht loslassen kann, der Schmerz eines viel zu guten Menschen und auf den billigen Plätzen eine Reihe von zumeist gottgläubigen Zeitgenossen, die das Glück heraus fordern wollen. Arg ausgedacht die Story, eine angenehme Der-Weg-ist-das-Ziel-Dramaturgie, durchweg gut besetzt und das Paar Gisela Schneeberger / Herbert Knaup die Krönung!

„Lieber Gott, mach, dass Lena die Augen aufmacht!“ Gundula Glöckner, eine fromme, bayerische Altenpflegerin, betet für ihre Tochter, dass sie endlich an den Richtigen gerät. Doch damit nicht genug: Die resolute Löwenmama bucht für die mal wieder in Liebesleid Zergehende auch noch eine Single-Wallfahrt nach Padua. Diese Pilgerfahrt muss Gundula allerdings selbst antreten. Beim Heiligen Antonius will sie um einen anständigen Mann für ihre Tochter bitten. Doch dann auf einer Raststätte begegnet sie einem jungen Italiener – ausgerechnet aus Padua. Sie nimmt es als Zeichen. Den will sie der Tochter „mitbringen“. Doch bis die Reisegruppe, die im Namen des Herrn unterwegs ist, in Padua ankommt, dauert es. Eine Panne hält sie drei Tage auf. Genug Zeit für Gundula, sich mit dem betrunkenen Busfahrer anzulegen, sich der Anmache eines einsamen Kammerjägers zu erwehren oder zu sehen, wie bei ihrem Sohn angesichts einer bibeltreuen Blondine die Hormone tanzen.

„Pilgerfahrt nach Padua“ ist ein dezent gruppentherapeutisch angehauchter Reisegruppen-Film im Slow-Dating-Format – im psychologischen Handgepäck die Lebensgeschichten der Hauptfiguren, die Resolutheit einer Mutter, die nicht loslassen kann, der Schmerz eines viel zu guten Menschen und auf den billigen Plätzen eine Reihe von zumeist gottgläubigen Zeitgenossen, die das Glück herausfordern wollen. Ganz vorne (nicht nur im Bus) sitzen die beiden Hauptdarsteller: die selbst in diesem leichten, etwas arg ausgedachten Degeto-Stoff höchst sehenswerte Gisela Schneeberger und der wunderbar nuancierte Herbert Knaup.

Wenn zwei sich so kappeln wie die besserwisserische Kümmerin und ihr abgebrannter Chauffeur, weiß man, wo’s endet. Doch der Weg ist bei dieser „Pilgerfahrt nach Padua“ das Ziel. Das viel beschworene „Padua-Prinzip“ ist nicht das Beten vor Ort, sondern das Miteinander-Reden, Zuhören und sich Zeit lassen. So funktioniert auch dieser Film von Jan Ruzicka und Sophia Krapoth. Hier wird nicht Speed gedatet, hier wird im Zweifelsfall ein christliches Liedchen geträllert (auch mal eines zu viel!) und ein Ruhepunkt gesucht. Das Tempo dieser Roadmovie-Komödie wird bestimmt von Gruppendynamik und den üblichen dramaturgischen Weggefährten eines solchen Interaktionstrips: Antipathie & Annäherung, ein falscher Verdacht & peinliche Vergehen, Krankheit & Autopanne. Ein bunter Strauß an Begegnungen. Ein sympathischer Unterhaltungsfilm.

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Gisela Schneeberger, Herbert Knaup, Philipp Moog, Thomas Kügel, Petra Kleinert, Bernhard Schütz, Isabella Surel, Martin Stührk, Christine Adler, Sybille J. Schedwill

Kamera: Michael Tötter

Szenenbild: Matthias Klemme

Schnitt: Marcel Peragine

Produktionsfirma: Relevant Film

Produktion: Heike Wiehle-Timm

Drehbuch: Sophia Krapoth

Regie: Jan Ruzicka

Quote: 4,13 Mio. Zuschauer (13,4% MA)

EA: 14.10.2011 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
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