Mein Traum von Afrika

Halmer, Speidel und Kameramann Thomas Plenert in Afrika: Bis in die letzte Falte

Foto: Degeto
Foto Rainer Tittelbach

Eine Deutsche kehrt nach vielen Jahren wieder nach Südafrika, dem Ort ihrer Jugend zurück – und verliebt sich nicht nur in das Land. Das Drehbuch von „Mein Traum von Afrika“ wird keinen Grimme-Preis bekommen. Die Kameraarbeit aber kann sich sehen lassen. Es ist nicht der Afrika-Bonus allein, der den Film so telegen macht. Den ostdeutschen Dokumentarfilmer Thomas Plenert hätte man wohl als Letzten hinter der Kamera dieses Films erwartet.

„Ich habe immer gedacht, ich vermisse Afrika. Das ist falsch. Ich vermisse, wie ich mich hier fühle“, sagt die Heldin des ARD-Melodrams „Mein Traum von Afrika“. Ein ungekanntes Gefühl von Freiheit ist es, was die Frau um die 50 bei ihrer Rückkehr an die Orte ihrer Jugend überkommt. „Als Teenager musste sie, da ihr Vater gegen die Apartheid war, innerhalb weniger Stunden das Land verlassen“, erklärt Hauptdarstellerin Jutta Speidel die Vorge-schichte. „Da konnte sie sich nicht groß von dem Land, von den Freunden verabschieden.“ Nun ist sie zurück – und natürlich trifft sie neben ihrer besten Freundin auf ihre erste große Liebe. Nach 35 Jahren funkt es wieder zwischen den beiden. Von heute auf morgen ihr Leben in Deutschland aufzugeben – dazu fehlt der Frau allerdings anfangs der Mut.

Viele namhafte Schauspielerinnen, von Veronica Ferres bis Senta Berger, von Juliane Köhler, Iris Berben bis Nina Hoss, verschlug es in den letzten Jahren nach Afrika. In mehr oder weniger monumentalen Rührstücken eiferten ihre Heldinnen dem Vorbild „Jenseits von Afrika“ nach. Alle verloren ihr Herz. Jetzt ist Jutta Speidel dran. Der Auserwählte, gewohnt süffisant gespielt von Günther Maria Halmer, führt mit großem Engagement und ohne Frau ein der südafrikanischen Kinderheim. Für ihn wären es zwei Fliegen mit einer Klappe, wenn sich seine Jugendliebe entscheiden würde, langfristig für ihn als Erzieherin zu arbeiten.

„Im Gegensatz zur Heldin überkommen mich in Südafrika keine Freiheitsgefühle, die sozialen Gegensätze sind einfach zu groß“, betont Speidel. Landschaftlich aber findet sie es wunderschön. „Es sieht anders aus, es riecht anders, es fühlt sich anders an.“ Rührstücke unter afrikanischer Sonne unterscheiden sich denn auch maßgeblich von Herzensan-gelegenheiten europäischer Couleur. Afrika bietet was fürs Auge und ist wie geschaffen für den Aufruhr der Gefühle. „Die Mystik des Landstrichs, das Spirituelle spielt eine nicht unwesentliche Rolle im Film“, findet Speidel.

Das Drehbuch von „Mein Traum von Afrika“ wird freilich keinen Grimme-Preis bekommen. Die Kameraarbeit aber kann sich sehen lassen. Denn es ist nicht der Afrika-Bonus allein, der den Film so telegen macht. Den ostdeutschen Dokumentarfilmer Thomas Plenert hätte man wohl als Letzten hinter der Kamera dieses Films von Thomas Jacob erwartet. Seine Art, die Menschen in der Landschaft zu zeigen, der Wechsel aus Nahaufnahmen bis in die letzte Falter der Hauptdarsteller und prachtvollen Totalen, die nie den Eindruck von Postkarten-Ästhetik hinterlassen, geben dem Film eine sinnliche Geschlossenheit, der sich selbst Süßstoff-Allergiker schwer entziehen können. „Jacob und Plenert hatten schon sehr genaue visuelle Vorstellungen“, erinnert sich Speidel. „Das war für uns Schauspieler nicht immer leicht.“ (Text-Stand: 6.1.2006)

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Jutta Speidel, Günther Maria Halmer, Kertrice Maitisa, Lwando Nondzaba, Thoko Ntshinga

Kamera: Thomas Plenert

Szenenbild: Ernie Seegers

Schnitt: Barbara Hiltmann

Produktionsfirma: Ziegler Film

Produktion: Regina Ziegler, Nanni Erben

Drehbuch: Uwe Wilhelm

Regie: Thomas Jacob

EA: 06.01.2006 20:15 Uhr | ARD

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