Das Schlimmste zuerst: „Eine Sennerin zum Verlieben“! Hinter dem Filmtitel steht offensichtlich der Wunsch, lieber den Heimatfilm- als den Komödienfan „abholen“ zu wollen. Dabei ist der Film nach dem teilweise recht launigen Drehbuch von Horst und Eva Kummeth mehr Komödie als Schmonzette. Die Geschichte ist schnell erzählt. Ein Revisor aus München soll in den Tälern von Oberbayern Geld eintreiben und die Kassen des Finanzamts füllen. Opfer seiner beruflichen Übermotivation wird eine Almbäuerin, die ihre Steuererklärungen in der Schuhschachtel abzugeben pflegt. Als er gerade beginnt, diese unkonventionelle Art jener Ostler, Ariane schätzen zu lernen, ist der Steuerbescheid mit der Nachforderung von 150.000 Euro schon in der Post. Aber der akkurate Steueramtmann kann auch ganz anders.
Es beginnt sehr viel komischer, als der Filmtitel nahe legt. Günther Maria Halmers Maiwald ist anfangs ein trockener Stauballergiker, ein Regel-Fanatiker, der korrekte Tagesabläufe über alles liebt. Bis er Ariane Ostler kennen lernt! Die lebt wie eine Nonne und fährt Auto wie eine gesenkte Sau und ist immer immer hilfsbereit. Jetzt gerät der Paragrafenreiter ins Straucheln. Halmer setzt auf kernige Charakterkomik mit entsprechenden Dialogen, köstlichem Gesichtsausdruck und Ausfallschritt. Michaela Mays 100%ig integre Sennerin von der Alm versucht stets, das Gute in dem Mann vom Finanzamt zu sehen und zu wecken. Und siehe da, dieser Pedant ist nicht nur unbestechlich, sondern besitzt auch Sinn für Humor.
Weniger als andere romantische Komödien bemühen die Drehbuchautoren nicht das beliebte Versatzstück von dem Mann und der Frau, die sich nicht riechen können. Die beiden Hauptfiguren sind sich von Anfang an sympathisch, das zeigt sich immer wieder in kleinen Gesten, sie haben aber einen realen Konflikt miteinander, der über die Gegensätze Naturkind / Genussmensch vs. Allergiker / Vegetarier „existenziell“ hinausgeht. Je mehr die Liebe ins Spiel kommt, umso mehr verschwindet das Komische aus dem Film – leider. Dennoch endet „Eine Sennerin zum Verlieben“, nachdem sich alle Konflikte in Wohlgefallen aufgelöst haben und der Intrigant eines Besseren belehrt wurde, mit einer leicht erotischen Schlusspointe. Mit den alpinen Sonnenuntergängen hält es Regisseur Dietmar Klein allerdings wie die Degeto mit dem Filmtitel: diese Postkartenansichten sind das, was sie sind, und sie sind völlig ironiefrei!