Eine Frau nach Maß

Glück jenseits von Schlankheits- & Jugendlichkeitswahn: Marianne Sägebrecht!

Foto: MDR
Foto Rainer Tittelbach

Die Heldin in „Eine Frau nach Maß“, 102 Kg bei 1,68 Meter Körpergröße, muss an ihrem Leben etwas ändern. Sie will es nicht, aber die französische Bürokratie. Die verordnet der lebenslustigen Postbotin eine Abmagerungskur. Etwas naiv, aber sympathisch von Detlef Rönfeldt erzählt ist dieser deutsch-französische Liebesfilm, der bis in die kleinen kleinsten Rollen gut besetzt ist, aber vor allem lebt von der einzigartigen Marianne Sägebrecht.

„Hat man denn jemals schon von einer Elefantenmutter verlangt, eine Gazelle zu werden?!“ fragt sich die Provinz-Postbotin Margret in dem deutsch-französischen Melodram „Eine Frau nach Maß“. Marianne Sägebrecht, die ehemalige Mnchner Kleinkunst-Matadorin, die Percy Adlon mit „Zuckerbaby“ und „Out of Rosenheim“ zu internationalem Ruhm führte, spielt jene in sich selbst ruhende Mittvierzigerin, die kurzzeitig aus ihrem Paradies vertrieben wird.

Morgens ein Pralinchen, ein Schäferstündchen mit ihrem Märchenprinzen – und der Tag wird wunderbar. Warum also sollte Margret etwas an ihrem Leben verändern? Weil sie 102 Kg wiegt bei nur 1,68 Meter Körpergröße befindet die französische Bürokratie. Also wird ihr eine Abmagerungskur verschrieben. Algen in allen Variationen von morgens bis spät. Doch fern von ihrem Geliebten Arthur verfällt die Frau, die alles andere als eine schlanke „Standardfrau“ werden möchte, in Traurigkeit. Ihr kleines Paradies stürzt vollends ein, als sie erkennen muss, dass Arthur sie mit einer Jüngeren und Dünneren betrügt. Die Frau mit der schönen Stimme besinnt sich nicht lange und heuert kurzentschlossen bei einer Tournee-Bühne an.

Es kommt, wie es kommen muss in dieser leisen Emanzipationsgeschichte, die in jedem von Detlef Rönfeldt sensibel inszenierten Moment vor allem eine anrührende Liebesgeschichte ist. Das Glück als Frieden mit sich und der Welt, die Ästhetik der Demut, innere Größe statt die grellen Äußerlichkeiten einer auf Jugendlichkeit und Körperkult getrimmten Kultur – all diese Werte vermittelt die Koproduktion zwischen MDR & France 3, die mit Marie-France Pisier, Michael Gwisdek und Jaecki Schwarz auch in den Nebenrollen glänzend besetzt ist.

Die Idee zu „Eine Frau nach Maß“ hatte die Sägebrecht selbst. Sie wollte dem aktuellen Lebensstil etwas entgegensetzen. Für sie gebe es „keine Vorurteile gegen Rassen, Klassen, menschliche Körperformen und Altersgruppen“. Umso skeptischer beäugt sie „die Diktatur der vorgenormten Form“, diesen allgegenwärtigen „Schönheits- und Jugendlichkeitswahn gegen die runde Apartheit und gegen die Weisheit des Alters“. Und sie spielt ihre Rolle mit großer Überzeugung, im wahrsten Sinne des Wortes: mit Leib und Seele. (Text-Stand: 1998)

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Fernsehfilm

MDR

Mit Marianne Sägebrecht, Gérard Klein, Marie-France Pisier, Vanessa Guedj, Joachim Jung, Jaecki Schwarz, Michael Gwisdek

Kamera: Michael Epp

Szenenbild: Daniel Sarmir

Schnitt: Alain Bayet

Produktionsfirma: NDF, Telfrance, FR 3

Drehbuch: Françoise Dorner, Marianne Sägebrecht

Regie: Detlef Rönfeldt

EA: 28.01.1998 20:15 Uhr | ARD

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Kontoinhaber: Rainer Tittelbach