Auf ewig und einen Tag

Ferch, Michelsen, Gedeck: die Träume und Lebenslügen der 70er-Jahre-Generation

Foto: ZDF / Christian A. Rieger
Foto Rainer Tittelbach

Fassungslos verfolgt der Investment-Banker Jan Ottmann am 11. September 2001 die Bilder vom Anschlag auf das World Trade Center. Sein bester Freund Gregor Luckner hatte im Nordturm einen Termin. Es wäre Ottmanns Termin gewesen. Auch wenn einem in Nachrichtenbildern die legendären Einschläge ins World Trade Center noch einmal vor Augen geführt werden, die kollektive Katastrophe ist nur Katalysator für ein Einzelschicksal.

Fassungslos verfolgt der Investment-Banker Jan Ottmann am 11. September 2001 die Bilder vom Anschlag auf das World Trade Center. Sein bester Freund und Geschäftspartner Gregor Luckner hatte frühmorgens im Nordturm einen Termin. Eigentlich wäre es Ottmanns Termin gewesen. Schuldgefühle plagen den Banker. Die Tage vergehen. Kein Lebenszeichen. Alle haben Luckner aufgegeben, doch die Hoffnung eines Freundes stirbt zuletzt.

„Auf ewig und einen Tag“ ist ein Film über Freundschaft. „Die Familie verliert, Freunde gewinnen an Bedeutung“, bringt Christian Jeltsch einen sozialen Trend auf den Punkt. Auch wenn man noch einmal in Nachrichtenbildern die legendären Einschläge ins World Trade Center vor Augen geführt bekommt, die kollektive Katastrophe ist nur Katalysator für ein Einzelschicksal, das mit den Belangen weiterer Menschen verbunden ist. Da ist jener Jan Ottmann, der dem egomanischen Karrieristen Luckner stets ein echter Freund war. Da ist Paula, die nach der Hochzeit mit Jan zu spüren bekommt, was Männerfreundschaft bedeuten kann. Da ist Elsa, die jahrelang emotionale Vorstöße in Richtung Luckner gewagt hat & stets von ihm vor den Kopf gestoßen wurde. Wohin man schaut: verlorene Träume, Lebenslügen.

Auf ewig und einen TagFoto: ZDF / Christian A. Rieger
Solche ausgelassenen Momente sind selten geworden. Claudia Michelsen & Fritz Karl in „Auf ewig und einen Tag“

Die Helden präsentieren deutsche Zeitgeschichte. Im ersten Teil schwören sich vor dem Hintergrund der Protestbewegung der 70er Jahre „Kapitalistenspross“ Gregor und der vernünftige Jan aus kleinen Verhältnissen im Schatten der bayerischen Provinz ewige Freundschaft. Ende der 80er träumen sie von der großen Karriere. Dank Wiedervereinigung erfüllt sich wenig später ihr Traum, der im Jahre 2001 jäh zu Ende geht. „Innerhalb einer Tragödie mit weltweiter Wirkung entfaltet sich eine individuelle Katastrophe“, so Hauptdarsteller Heino Ferch über die Bedeutung des geschichtsträchtigen Datums im Film. „Der 11. September ist eine Art Multiplikator, der einen zusätzlichen Schauer verbreitet.“

Die Geschichte um die beiden ungleichen Freunde gärte bereits, lange bevor der Terroranschlag vom 11. September die Welt und später auch das Filmprojekt grundlegend verändern sollte. „Durch den Anschlag wurde es mehr noch eine Reflexion darüber, was aus unseren Idealen und Träumen geworden ist“, so Produzent Dieter Ulrich Aselmann. 13 Tage Dreh in New York – das war die größte Herausforderung. „Wir wollten unbedingt die Atmosphäre der Stadt authentisch einfangen.“ Also drehte man viel auf Straßen, in Läden und Lokalen. „Das war ziemlich anstrengend, weil New York eine so laute Stadt ist“, betont Ferch. Überrascht war das Team von der Aufgeschlossenheit der Menschen. „Ich habe kaum Vorbehalte dagegen gespürt, dass sich ausgerechnet ein deutsches Filmteam in New York mit dem Thema‚ 11. September’ befasst hat“, erinnert sich Elsa-Darstellerin Claudia Michelsen.

Dem ZDF-Zweiteiler gelingt es, eine Geschichte zu erzählen, die in ihrer zeitgeschichtlichen Verortung und in ihrer psychologischen Zeichnung stimmig erscheint und die die großen Themen der individuellen Entwicklung und kollektiven Zeitläufte anschneidet. Eine Lebensgeschichte. „Der Film konfrontiert den Zuschauer mit den Fragen, warum ein Leben lebenswert ist und was im Leben wirklich zählt“, so ZDF-Redakteur Günther van Endert. Dabei streift Autor Jeltsch immer wieder auch Themen wie emotionale Heimat, die nie endende Prägung durch das Elternhaus oder die Sehnsucht nach Anerkennung.

Imbodens Film zerschlägt die Chronologie, arbeitet mit Rückblenden und subjektiver Erinnerung. Das steigert noch die ohnehin hohe Emotionalität des Geschehens, das mit der Wucht des Flugzeugeinschlags in den Nordtower seinen Anfang nimmt. Bei so viel dramaturgischem Mut kommt den Schauspielern eine Schlüsselrolle zu. Ohne Gesichter wie Ferch, Michelsen oder Martina Gedeck hätte der „sprunghaft“ montierte Film einen schweren Stand beim Zuschauer. Vor allem Ferch ist es, dessen Jan Ottmann mit den traurigen Augen einen mitnimmt, mitnimmt auf die Reise durch die Epochen deutscher Zeitgeschichte und Popkultur. (Text-Stand: 11.9.2006)

Auf ewig und einen TagFoto: ZDF / Christian A. Rieger
Da haben sich endlich in New York zwei gefunden. Jan (Heino Ferch) und Paula (Martina Gedeck) – überglücklich.

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Serie & Mehrteiler

ZDF

Mit Heino Ferch, Fritz Karl, Martina Gedeck, Claudia Michelsen, Henry Hübchen, Juliane Köhler, Enno Hesse

Kamera: Jo Heim

Schnitt: Ueli Christen

Musik: Annette Focks

Produktionsfirma: die film gmbh

Produktion: Uli Aselmann, Eva Wehrum , Robert Marciniak

Drehbuch: Christian Jeltsch

Regie: Markus Imboden

Quote: 2,97 Mio. Zuschauer (10,1% MA)

EA: 11.09.2006 20:15 Uhr | ZDF

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