Ohne Arzt kein Anschub vom Land, ohne Fördermittel keine blühenden Landschaften. Marienhagen und Altendorf, irgendwo im Nirgendwo zwischen Berlin und Rügen, gehen einer wenig rosigen Zukunft entgegen. Deshalb werden beide verfeindeten Bürgermeister, Schlitzohr Strakow und sein nicht weniger bauernschlaues weibliches Pendant Galitzki, hellhörig, als ein durchreisender Arzt an der Kfz-Werkstatt auftaucht. Ihr Besitzer weiß, was zu tun ist. Ein Oldtimer-Ersatzteil zu bestellen und einzubauen kann dauern – vor allem wenn alle Welt möchte, dass dieser sympathische Arzt aus Berlin bleibt. Um jenem Dr. Jan Büchner den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, natürlich mit der Option auf Verlängerung auf unbestimmte Zeit, verwöhnen sie ihn & bieten ihm ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm vom Coq au vin über eine vogelkundliche Bootspartie bis hin zum finalen Rugby-Match. Zwischendurch verarztet Büchner ein paar Notfälle, gerät zwischen die Fronten der Dörfer und lernt Heilpraktikerin Lizzy kennen. Das beste Argument zum Bleiben.
In Deutschland fehlen Landärzte. Das ist Fakt und Ausgangspunkt der ZDF-Komödie „Auf Doktor komm raus“. Eine strukturschwache Region kämpft mit einem weinenden und einem lachenden Auge ums Überleben. Die Autoren, anfangs sozial eingeschworen, bevor sie ins Romantische schwenken, um zum guten Ende zu gelangen, setzen auf die Mittel der Komödie. Die Geschichte ist so überschaubar, die Dramaturgie so vorhersehbar wie das platte Land zwischen den beiden Konkurrenzdörfern. Doch das puppenstubenhaft anmutende dörfliche Treiben macht Laune: Vieles wirkt absurd oder köstlich übertrieben. Man nehme die Eröffnungsszene: der Pfarrer schläft beim Orgeln ein und wird mit der Handkarre übers Kopfsteinpflaster zum Apotheker gezogen. Auch dass der werte Doktor den Braten erst ziemlich spät riecht, kommt einem nicht komisch vor, sondern ist Komödie! Und als Komödie funktioniert das 90 Minuten vom Regisseur Matthias Keilich und DEFA-Kameramann Thomas Plenert aufgezogene Unterhaltungsmaschinchen ausgesprochen gut.
Henry Hübchen ist köstlich als beflissener Hans Dampf in allen Gassen, Marie Gruber brummelt sich locker durch die zunehmenden Untiefen dieser unterhaltsamen Provinzposse und Mira Bartuschek gibt einmal mehr die Natürlichkeit in Person. Einen leicht zwiespältigen Eindruck hinterlässt zunächst Andreas Pietschmann. Zwar ist sein Schönlingsimage ein passender Kontrapunkt zu den recht missmutigen Ossi-Physiognomien, doch es gibt auch Szenen, in denen er nicht den richtigen Ton trifft. Er ist kein Komödiant wie Hübchen oder Gruber, keine Rampensau, er ist ein gut aussehender Sympath, der sehr direkt Begehrlichkeiten bei den Zuschauerinnen weckt. Für einen leichtgewichtigen Film wie „Auf Doktor komm raus“ keine so schlechte Wahl. Sein fast kindliches Lächeln ist das mimische Herzstück des Films. Das gestische Gegenstück dazu ist das freudig-naive Winke-Winke der Dorfbewohner, immer wenn der „Herr Doktor“ irgendwo auftaucht. (Text-Stand: 17.2.2010)