TV-Premieren im Juli
und von den Wiederholungen nur das Beste
14.07.2025
Katinka und Tom führen eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychotherapie in Berlin. Sie haben sich ein kleines Paradies in der Stadt geschaffen. Sie können es gut gebrauchen, zum Runterkommen und zum Reflektieren; dieser Beruf verlangt enorme Sensibilität und hohe Konzentration. Vor allem aber brauchen ihre kleinen und auch die nicht mehr ganz so kleinen Klienten und Klientinnen diesen sicheren Ort, an dem es so anders ist als in deren Alltag. Wer glaubt, die acht 45-Minüter von „Safe“ seien nur interessant für Eltern mit Problemkindern, liegt völlig falsch. Ebenso wer glaubt, diese Serie von Oscar-Gewinnerin Caroline Link könne nur etwas sein für Erwachsene, die Kinder haben. Selbst wer keinerlei Bezug zum Thema hat und sich auch an die eigene Kindheit nur mit Widerwillen erinnert, bei dem könnte die Beschäftigung mit „Safe“ den Alltagsblick weiten. Gut tut diese Serie vor allem auch all denen, die sich einen achtsameren und respektvolleren Umgang mit anderen Menschen wünschen, abseits von den asozialen Medien, abseits von einem Pragmatismus, der die Last des Alltags zum Alibi für unsoziales Verhalten macht. Und auch diejenigen, die sich ein anderes Fernsehen wünschen, eines, das gesellschaftliche Wirklichkeit auch einmal ohne Mord und Totschlag zu begreifen versteht, dürften sich bei der Serie zu Hause fühlen.
14.07.2025
20:15
One
Fernsehfilm
Claudia Michelsen, Dorothee Schön, Aelrun Goette. Glaube & Zweifel im Wettstreit
Eine Frau beginnt zu zweifeln: an sich selbst, an ihrem Glauben, an ihrem Beruf, an ihrer Ehe. Sie ist Pfarrerin, nebenbei Notfallseelsorgerin, die durch einen Unfall mit Todesfolge und Fahrerflucht in eine tiefe emotionale Krise gerät. „Im Zweifel“ ist Frauenporträt, moralische Filmerzählung, Ehe-Drama und lebensphilosophischer Diskurs zugleich. Die theologischen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung legen sich geradezu leitmotivisch über die Szenen. Edle Einfalt, stille Größe, diese Urformel des Klassischen, gilt gleichsam für Schöns kluges Drehbuch mit seiner klaren Struktur, den vielsinnigen Interaktionen & präzisen Dialogen, für Michelsens feines, zurückgenommenes Spiel und für Goettes ikonografisches Prinzip.
14.07.2025
22:00
HR
Reihe
Krassnitzer, Neuhauser, Fuith, Thomas Roth. „Angelegenheit von Leben und Tod
Der „Tatort – Die Kunst des Krieges“ ist der 15. gemeinsame Fall für Bibi Fellner und Moritz Eisner. Der Film wartet auf mit morbidem Charme, starker Atmosphäre, fiesen Typen und einer Story, wie sie typisch ist für die ORF-Beiträge zur renommierten Krimi-Reihe. Es geht um Menschenhandel und organisiertes Verbrechen. Autor-Regisseur Thomas Roth schont die Zuschauer nicht, zeigt Skrupellosigkeit und Brutalität, setzt auf aktuell-brisante Themen wie Schleuserkriminalität und Flüchtlingsausbeutung. Dass er dabei das eine oder andere Klischee benutzt, ist wohl unvermeidlich, schmälert aber etwas den sehr guten Gesamteindruck.
14.07.2025
22:00
rbb
Reihe
Koch, Broich, de Paris, Hammelstein, Petra Lüschow. Männergewalt & Frauenpower
Starke Frauen, schwarzer Humor, aber die Balance zwischen Komik und Spannung gelang dem Frankfurter „Tatort“ schon mal besser. In „Wer zögert, ist tot“ (HR), der 13. Episode mit Margarita Broich und Wolfram Koch, wird der Sohn eines vermögenden Wirtschaftsanwalts entführt. Allerdings glaubt der Vater, sein Sohn habe die Entführung selbst inszeniert. Die Ermittler bleiben diesmal eher blass und entwickeln sich etwas rätselhaft weiter, was leider auch in einem Krimi, bei dem es nicht um „vordergründigen Realismus“ (Lüschow) geht, lieblos wirkt. Dafür hat Zazie de Paris alias Fanny, Brix‘ befreundete Vermieterin, einen Undercover-Einsatz in einem Studio, das Selbstverteidigungs-Kurse für Frauen anbietet.
14.07.2025
22:50
MDR
Reihe
Schönemann, Klinge, Lohse, Schmidt, Doehlemann. Spiel mir das Lied vom Tod
Auch in der 21. Episode erlaubt sich die erfolgreiche ARD-Reihe „Nord bei Nordwest“ (NDR / triple pictures) keine Durchhänger. Leicht ironisierte Genre-Gewalt bricht in den geruhsamen norddeutschen (Beziehungs-)Alltag ein. Dieses Grundprinzip der von Grimme-Preisträger Holger Karsten Schmidt erfundenen Reihe wird in „Kobold Nr. vier“ besonders tonlagenreich variiert. Ein Kind, zwei Killer, vier Tote, eine selbstbewusst-robuste, auffällig gendernde Kollegin aus Hamburg und ein Zettelchen mit der Aufschrift „Kobold Nr. vier“: Das sind die Krimi-Ingredienzien, mit denen Schmidt einen durchweg spannenden Fall gebaut hat, der auf der Zielgeraden noch an Wucht und Rasanz gewinnt. Zwielichtige Charaktere benötigen ein zwielichtiges Ambiente. So lautete offensichtlich das Kamera-Konzept. Dennoch werden auch jede Menge komischer Kostbarkeiten aus dieser Episode in Erinnerung bleiben.
15.07.2025
00:15
ZDF
Kinofilm
Bernhard Schütz, Matschenz, Hüller, Peter Meister. Die Show muss weitergehen
Ein nicht gerade schlanker älterer Herr als junger David Bowie: Das klingt nach Klamotte. Zum Glück kriegt Peter Meister (Buch und Regie) immer wieder rechtzeitig die Kurve. Das hat er nicht zuletzt seinem Hauptdarsteller zu verdanken: Selbst in den entwürdigendsten Momenten gelingt es Bernhard Schütz, seiner Rolle einen Rest an Haltung zu bewahren. Die Geschichte ist ohnehin ein großes Vergnügen: Zwei Ganoven (Jacob Matschenz spielt den Komplizen) haben das titelgebende Gemälde „Das schwarze Quadrat“ (ZDF, Arte/Frisbee) geklaut, fliehen per Kreuzfahrtschiff und werden unversehens Teil des Unterhaltungs-Programms. Witzige Dialoge, absurde Ideen, eine ausgezeichnete Ensemble-Leistung, dazu eine große Musik und eine vorzügliche Kameraarbeit: was für ein Langfilmdebüt!
15.07.2025
00:55
One
Reihe
Hochmair, Guenther, Mückstein/Chaabane. In den ARD-Euro-Krimi eingemeindet
Mit der dritten Episode, „Der Feuerteufel von Wien“, ist „Blind ermittelt“ (Degeto / ORF / Mona / Tivoli) viel zu schnell im Krimialltag angekommen. Dabei war der Auftakt von Jano Ben Chaabane gerade im Rahmen der Donnerstagskrimis im „Ersten“ durchaus ungewöhnlich, und das keineswegs allein wegen der Hauptfigur: Alex Haller, ehemaliger Wiener Chefinspektor, hat bei einer Bombenexplosion sein Augenlicht verloren, was ihn nicht davon abhält, gemeinsam mit seinem Freund und Seh-Ersatz Niko als Sonderermittler tätig zu werden. Im ersten von zwei neuen Filmen, „Tod im Fiaker“, führt Regisseurin Katharina Mückstein die Reihe zur ursprünglichen Qualität zurück: Die Handlung im Wiener Kutschermilieu ist interessant, die Bildgestaltung besonders; die Regisseurin wollte ihrem TV-Debüt ein „Kinogefühl“ geben. „Lebendig begraben“, erneut von Chaabane, setzt allerdings noch eins drauf, zumal die Geschichte wieder stärker Hallers Schicksal in den Mittelpunkt rückt: Ein Mann will sich an allen rächen, die seiner Ansicht nach Schuld am Tod seines Bruders haben; auch Haller steht auf der Liste. Chaabanes Inszenierung ist noch dichter; schwungvolle Kamerafahrten, ausgefallene Perspektiven und eine ungewöhnliche Musik heben den Film deutlich über den Durchschnitt der zumeist guten Donnerstagskrimis.
15.07.2025
01:10
MDR
Kinofilm
Julia Koschitz, Friedrich Mücke, Ralf Westhoff. Sich neu erfinden für die Lieb(st)e
„Wie gut ist deine Beziehung?“ (Degeto, BR / Westhoff Film) ist gewissermaßen die Verfilmung der englischen Redensart „Wenn’s nicht kaputt ist, reparier’s auch nicht“, denn als die Liebe seines besten Freunds in die Brüche geht, fasst Software-Entwickler Steve einen fatalen Entschluss: Er will seine Lebensgefährtin Carola zurückerobern, bevor sie überhaupt auf die Idee kommt, ihn zu verlassen. Allerdings hat er nicht bedacht, wie anstrengend es sein kann, wenn man jeden Abend gestalten will, als könne es der letzte sein. Westhoff hat zuletzt schon mit „Wir sind die Neuen“ bewiesen, wie gut er es versteht, alltägliche Situationen durch leichte Zuspitzung satirisch zu überhöhen und einen potenziellen Drama-Stoff als kurzweilige Komödie zu verpacken. Seine Arbeit mit den Schauspielern ist ohnehin vorzüglich.
15.07.2025
14:30
rbb
Fernsehfilm
Sittler, Schwab, Gruber, Beatrice Meier, Seume. Dem Alter mit Lebenslust begegnen
Fünf Freunde oder Bekannte + eine geräumige Altbauwohnung = eine Alten-WG. Die Idee ist gut, doch ein Pflegefall stellt die Gemeinschaft der blauäugigen Senioren früh auf die Probe. Erst das Schicksal öffnet dem Quartett die Augen (über das eigene Lebensalter). „Alleine war gestern“, der flott & alltagsnah inszenierte Film nach dem (Dreh-)Buch von Beatrice Meier, belebt weder den Mythos vom glücklichen Altern, noch bläst er dramatisch Trübsal. Am Ende bekommen die sympathischen Figuren und die Idee Rentner-WG ihre zweite Chance…
15.07.2025
20:15
BR
Reihe
Nemec, Wachtveitl, Risberg, Kroetz, Färberböck. Sehnsucht, Liebe, Hoffnung, Hass
So schön kann ein Whodunit sein: „Am Ende des Flurs“ ist mal wieder ein Ausnahme-„Tatort“ aus München. Auch noch nach 23 Jahren sind Leitmayr & Batic alias Wachtveitl & Nemec für eine Überraschung gut. Vor allem, wenn einer wie Max Färberböck die Macho-Phantasie von der heiligen Hure melancholietrunken hinterfragt und die Männerwelt nicht besonders gut aussehen lässt. So vielfältig durfte man selten in einem „Tatort“ in die Seele der Menschen blicken. Und so viel Atmosphäre, Gefühl und Drama gab’s auch lange nicht!
Vergangene Ausstrahlungen im Juli
05.07.2025
23:15
BR
Fernsehfilm
Karl Fischer, Bock, Schütz, Pistorius, Winkenstette. Drei Rentner und ein Baby
„Rückkehr nach Rimini“ (Degeto / Lieblingsfilm) ist eine wunderbar gespielte, heiter-melancholische Tragikomödie über einen Witwer (Karl Fischer), der nach dem Tod seiner Frau erfährt, dass er nicht der Erzeuger seiner Tochter ist, und gemeinsam mit seinen beiden ältesten Freunden (Rainer Bock, Bernhard Schütz) nach Rimini reist, wo vor 50 Jahren alles begann. Das Tempo ist dem Alter der Herren angemessen, aber die Geschichte ist dank der vielen Haken, die sie schlägt, überaus abwechslungsreich und entsprechend kurzweilig. Der ARD-Samstagsfilm wechselt ohnehin mehrfach sein Vorzeichen: Er beginnt als Road-Movie, wandelt sich zur Urlaubskomödie und wird gegen Ende überraschend romantisch.
04.07.2025
00:30
ARD
Reihe
Hochmair, Guenther, Mückstein/Chaabane. In den ARD-Euro-Krimi eingemeindet
Mit der dritten Episode, „Der Feuerteufel von Wien“, ist „Blind ermittelt“ (Degeto / ORF / Mona / Tivoli) viel zu schnell im Krimialltag angekommen. Dabei war der Auftakt von Jano Ben Chaabane gerade im Rahmen der Donnerstagskrimis im „Ersten“ durchaus ungewöhnlich, und das keineswegs allein wegen der Hauptfigur: Alex Haller, ehemaliger Wiener Chefinspektor, hat bei einer Bombenexplosion sein Augenlicht verloren, was ihn nicht davon abhält, gemeinsam mit seinem Freund und Seh-Ersatz Niko als Sonderermittler tätig zu werden. Im ersten von zwei neuen Filmen, „Tod im Fiaker“, führt Regisseurin Katharina Mückstein die Reihe zur ursprünglichen Qualität zurück: Die Handlung im Wiener Kutschermilieu ist interessant, die Bildgestaltung besonders; die Regisseurin wollte ihrem TV-Debüt ein „Kinogefühl“ geben. „Lebendig begraben“, erneut von Chaabane, setzt allerdings noch eins drauf, zumal die Geschichte wieder stärker Hallers Schicksal in den Mittelpunkt rückt: Ein Mann will sich an allen rächen, die seiner Ansicht nach Schuld am Tod seines Bruders haben; auch Haller steht auf der Liste. Chaabanes Inszenierung ist noch dichter; schwungvolle Kamerafahrten, ausgefallene Perspektiven und eine ungewöhnliche Musik heben den Film deutlich über den Durchschnitt der zumeist guten Donnerstagskrimis.
04.07.2025
20:15
Arte
Reihe
Christina Hecke, Król, Rott, Seith, Thaesler, Thomas Roth. Aus Mangel an Beweisen
Im sehenswerten vierten Film aus der Saarland-Reihe „In Wahrheit“ mit Christina Hecke, „Jagdfieber (ZDF, Arte / Network Movie), geht es um eine alte Geschichte, die sich als ungeklärter Mordfall entpuppt: Ein Mann zwingt Kommissarin Mohn, sich mit dem drei Jahre zurückliegenden Tod seiner Tochter zu befassen, indem er einen der mutmaßlichen Täter als Geisel nimmt. Der Clou des Krimis ist die Entdeckung eines Verbrechens, von dem bislang niemand wusste. Die Handlung hätte sich auch als Thriller umsetzen lassen, aber Thomas Roth hat trotz vereinzelter spannender Szenen einen vergleichsweise gelassenen Ansatz gewählt, was auch dem Duktus der bisherigen Episoden entspricht. Sehenswert ist das Ganze schon allein wegen Joachim Król als Vater, der nichts mehr zu verlieren hat.
04.07.2025
20:15
3sat
Serie & Mehrteiler
Claudia Michelsen, Gerhardt, Ehrich, Schüle. Sabine Bernardi. Im Zwischenstadium
Die Saga der West-Berliner Tanzschul-Familie Schöllack geht in „Ku’damm 63“ (ZDF / Ufa Fiction) nach bewährtem Muster in die dritte Staffel. Die drei sehr verschiedenen Töchter ringen um ihre Eigenständigkeit und mit ihren Ehemännern. Mutter Caterina (ein Ereignis für sich: Claudia Michelsen als Anti-Heldin) klammert sich an die alten Werte und mischt sich weiter munter ein. Zu Beginn der 1960er Jahre bricht die bürgerliche Enge zwar weiter auf, was sich farbenfroh und unterhaltsam in Ausstattung und Musik niederschlägt. Doch auch Antisemitismus und die Verfolgung Homosexueller sind wichtige Handlungsstränge, Mauerbau und deutsche Teilung dagegen nur Randthemen. Mit bemerkenswerter Leichtigkeit verbindet die Serie emotionales Drama mit gesellschaftskritischen Zwischentönen und emanzipatorischem Anspruch: pralles, gefälliges Unterhaltungsfernsehen mit Niveau.
04.07.2025
21:45
Arte
Fernsehfilm
Karl, Szyszkowitz, Stockinger, Hengl/Schlegel, Kreihsl. Launiges Beziehungskarussell
Jung zu jung, reif zu reif. Doch was ist, wenn eine junge Frau sich in einen freakigen Oldie verknallt und der auch noch der Ex ihrer Mutter ist? Dann ist eine reizvolle Konstellation für eine turbulente, temporeiche und unterhaltsame Beziehungskomödie gegeben. Und wenn ein Genreprofi wie Michael Kreihsl sie in Szene setzt, dann sollte eigentlich nichts schiefgehen. Doch die vielversprechende Idee von „Man kann nicht alles haben“ (Arte / epo-film) verbraucht sich rasch, und zu vieles verläuft vorhersehbar. Fritz Karl macht als in die Jahre gekommene Musikerlegende und verliebter Midlife-Crisis-Typ schon eine prima Figur, und die Wiener Burg-Schauspielerin und Austria-Shootingstar Marie-Luise Stockinger balanciert gekonnt zwischen Abnabeln von der Mama und schwärmerischer Verliebtheit hin und her. Das ist insgesamt recht amüsant, aber im Detail will der der Witz nicht so recht zünden.
04.07.2025
Die ersten 15 Minuten des Jugenddramas „Raus“ (SWR / ostlicht) sind eine derart furiose Bilderkaskade, dass der Film dieses Tempo unmöglich durchhalten kann. Muss er aber auch nicht, denn dann wechselt Regisseur Philipp Hirsch radikal das Vorzeichen: Weltverbesserer Glocke folgt dem Aufruf eines Mannes, der junge Aussteiger in der Wildnis um sich scharen will. Der Rest der nun radikal entschleunigten Geschichte spielt in der Natur und besteht aus einer Art Schnitzeljagd, die in eine frustrierende Erkenntnis mündet. Nach dem handlungsreichen Prolog kommt es fast zwangsläufig zu einem gewissen Spannungsabfall, selbst wenn das Quintett einige Abenteuer erlebt und Glocke sich in die hübsche Judith verliebt. Das jugendliche Ensemble macht seine Sache allerdings ausnahmslos sehr gut, wobei Matti Schmidt-Schaller und Milena Tscharntke als Liebespaar deutlich herausragen.
03.07.2025
00:30
BR
Kinofilm
Katharina Marie Schubert in Oliver Haffners gelungener Working-Class-Komödie
Oliver Haffner hat sich mit seinem zweiten, vielfach preisgekrönten Langfilm an eine besondere Herausforderung gewagt: „Ein Geschenk der Götter“ ist ein Ensemblewerk mit acht Hauptfiguren. Doch die Umsetzung ist ebenso geglückt wie die Geschichte: Eine Schauspielerin ohne Engagement gibt einer Gruppe Langzeitarbeitsloser Schauspielunterricht. Weil die Männer und Frauen unterschiedlichen Alters eigentlich einen Computerkurs belegt hatten, hält sich ihre Begeisterung zunächst in Grenzen, aber dann wachsen alle über sich hinaus. Ein würdiger Auftakt der „Debüt-im-Dritten“-Reihe (2015) des SWR.
03.07.2025
11:15
HR
Fernsehfilm
Kalenberg, Panzner, Korneev, Beatrice Meier, Nana Neul. Monogam auf Lebenszeit?
Treueschwüre und Hochzeitsmythos sind lebendiger denn je. Schön, dass „Eine Sommerliebe zu dritt“ die ewige Illusion von der romantischen Liebe nicht mitmacht und amourös-erotische Alternativen zur Zweisamkeit ins Spiel bringt. Schön auch, dass Autorin Beatrice Meier und Regisseurin Nana Neul die Zuschauer nicht bekehren wollen. Alle haben selbst die Wahl: die Charaktere, wie sie leben und lieben wollen, und die Zuschauer, was sie alles in diesem Film sehen wollen. Es ließe sich einiges entdecken: ein ideal gecastetes & aufeinander eingespieltes Trio, die beiläufigen Zeichen, die Blicke und Bilder, die mehr erzählen als jede Dramaturgie. Dieser Film erklärt wenig, zeigt viel und will den Zuschauer in Versuchung führen.
03.07.2025
20:15
ARD
Reihe
Hochmair, Guenther, Mückstein/Chaabane. In den ARD-Euro-Krimi eingemeindet
Mit der dritten Episode, „Der Feuerteufel von Wien“, ist „Blind ermittelt“ (Degeto / ORF / Mona / Tivoli) viel zu schnell im Krimialltag angekommen. Dabei war der Auftakt von Jano Ben Chaabane gerade im Rahmen der Donnerstagskrimis im „Ersten“ durchaus ungewöhnlich, und das keineswegs allein wegen der Hauptfigur: Alex Haller, ehemaliger Wiener Chefinspektor, hat bei einer Bombenexplosion sein Augenlicht verloren, was ihn nicht davon abhält, gemeinsam mit seinem Freund und Seh-Ersatz Niko als Sonderermittler tätig zu werden. Im ersten von zwei neuen Filmen, „Tod im Fiaker“, führt Regisseurin Katharina Mückstein die Reihe zur ursprünglichen Qualität zurück: Die Handlung im Wiener Kutschermilieu ist interessant, die Bildgestaltung besonders; die Regisseurin wollte ihrem TV-Debüt ein „Kinogefühl“ geben. „Lebendig begraben“, erneut von Chaabane, setzt allerdings noch eins drauf, zumal die Geschichte wieder stärker Hallers Schicksal in den Mittelpunkt rückt: Ein Mann will sich an allen rächen, die seiner Ansicht nach Schuld am Tod seines Bruders haben; auch Haller steht auf der Liste. Chaabanes Inszenierung ist noch dichter; schwungvolle Kamerafahrten, ausgefallene Perspektiven und eine ungewöhnliche Musik heben den Film deutlich über den Durchschnitt der zumeist guten Donnerstagskrimis.
03.07.2025
22:00
rbb
Serie & Mehrteiler
Fries, Bruch, Kurth, Tykwer, Handloegten, von Borries. Kaleidoskopische 20er Jahre
Die ersten beiden Staffeln von „Babylon Berlin“ nach Volker Kutschers Roman „Der nasse Fisch“ holten 14 Grimme-Preise, kassierten auch beim Deutschen Fernsehpreis ab, wurden bislang in rund 100 Länder verkauft, und es wurden bereits 10 weitere Episoden geordert. Nach der auch quantitativ erfolgreichen Premiere vor einem Jahr auf Sky ist die rund 40 Millionen teure Ausnahmeserie nun endlich auch in der ARD zu sehen. 730 Minuten lang wird das Berlin der legendären 1920er Jahre großformatig wiederbelebt: politisch, gesellschaftlich, kulturell. Die Weimarer Republik als Tanz auf dem Vulkan, dazu die nötige Portion Krimi, Tod(essehnsucht), Sex und Angst. Ein jünger Kommissar aus Köln, eine Stenotypistin und Gelegenheitsprosituierte sowie ein rabiater Bulle von der Sitte begeben sich in einen Dschungel aus Korruption, Drogen- & Waffenhandel. Alle Gewerke und die drei Autor-Regisseure Tom Tykwer, Henk Handloegten, Achim von Borries erschaffen großes serielles Kino. „Babylon Berlin“ ist „opulenter Budenzauber und feinnerviges Zeitgeschichts-Stück in einem“. Menschen in ständiger Bewegung. Eine Stadt ohne Schlaf. Der Kritik-Querschnitt zu Staffel 1+2 wurde 2020 ergänzt mit Meinungen zu Staffel 3.
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Feministischer Racheengel: Marie Bloching in der preisgekrönten RTL-Serie „Angemessen Angry“. MeToo-Geschichte im Genre-Gewand!

Ein Serien-Highlight im Dezember 2024: „Finsteres Herz – Die Toten von Marnow 2“ (ARD) mit Petra Schmidt-Schaller & Sascha Geršak

Sogar im ZDF sind jetzt die Vampire los. Mehr als ein stilvolles Horror-Teenie-Drama: „Love sucks“ mit Damian Hardung & Havana Joy

Eine Weihnachtswunder-Komödie: witzig, märchenhaft schön, clever konzipiert & originell. Kalenberg, Malton & Amft in „Zitronenherzen“