TV-Premieren im Juli
und von den Wiederholungen nur das Beste
13.07.2025
00:40
HR
Serie & Mehrteiler
Riemann, Mühe, Hardung, Wagner, Mira Thiel. Die wilden 68er-Jahre in der Provinz
Das melodramatische Familien-Epos „Unsere wunderbaren Jahre“ (WDR, Degeto / Ufa Fiction) springt in der zweiten Staffel in die Zeit des gesellschaftlichen Aufbegehrens Ende der 1960er Jahre. In der Metallfabrik in Altena im Sauerland hat Direktorin Christel Wolf (herausragend: Katja Riemann) das Sagen und ihren rebellischen Enkel als Nachfolger auserkoren. Unter der Regie von Mira Thiel, die auch als Headautorin tätig war, wird der populäre historische Roman-Stoff von Peter Prange nicht unbedingt glaubwürdiger, aber lebendiger und einfallsreicher als in der ersten Staffel umgesetzt. Die Mischung aus Romantik und dramatischen, in der Zeitgeschichte eingebetteten Konflikten ist weitgehend gelungen. Thiel gönnt dem Publikum eigenwillige Momente, auch die akzentuierte Film-Musik fällt in der sehenswert ausgestatteten und fotografierten 6teiligen Staffel positiv auf.
13.07.2025
01:15
ARD
Reihe
Natalia Wörner, Schümann, Beyer, Busche, Roland Suso Richter. Kirche, Politik, Mafia
Botschafterin Karla Lorenz (Natalia Wörner) ist nach Italien versetzt worden, und prompt schmiedet Christoph Busche in seinem vierten Drehbuch für die Reihe „Die Diplomatin“ (Degeto / UFA Fiction) eine unheilige Allianz aus Kirche, Politik und Mafia. Vordergründig geht es in „Vermisst in Rom“ allerdings um die Frage, ob ein deutscher Bauunternehmer (Francis Fulton-Smith) die Verantwortung für den Tod von rund zwanzig Menschen trägt, die beim Einsturz eines von ihm kernsanierten Gebäudes gestorben sind. Eine Gruppe junger Linksautonomer entführt seine Tochter, um die Veröffentlichung eines belastenden Gutachtens zu erzwingen. Karlas Assistent (Jannik Schümann) ist zur falschen Zeit am falschen Ort und wird ebenfalls verschleppt. Die Bilder sind wie stets in den Filmen von Roland Suso Richter hochwertig, Kameramann Max Knauer hat die „Ewige Stadt“ ins beste Licht gerückt.
13.07.2025
02:10
HR
Reihe
Sadler, Bitter, Trepte, Harder, Wild, Franzen. Spannungsbogen hält, Psychologie stimmt
Die erste von zwei neuen Charlotte Link-Verfilmungen im Ersten bietet eine komplexe, wendungsreiche Geschichte um eine Entführung mit ungewöhnlichem Verlauf. „Charlotte Link – Im Tal des Fuchses“ (Degeto – UFA Fiction), als Drehbuch von Stefan Wild bearbeitet, nimmt sich Zeit für die widersprüchlichen Figuren, taucht ein in deren Vergangenheit, breitet Beziehungsgeflechte aus und engt die Zahl der Verdächtigen spannungssteigernd ein. Gekonnt werden die verschiedenen Erzählstränge zusammengeführt, das Puzzle Teil für Teil geschickt zusammengesetzt. Ein sehenswerter TV-Thriller mit einer guten, stimmigen Besetzung.
13.07.2025
02:50
ARD
Reihe
Schick, Schäfer, Beglau, Lüth, Hanig, Herzog. Erinnerungen an eine bleierne Zeit
Meist ist der Mehrwert der Donnerstags-Krimis im „Ersten“ rein optischer Natur, weil sich die Filme an den besonderen Landschaften erfreuen, aber im siebten „Barcelona-Krimi“ (Degeto / Sommerhaus) spielt auch die spanische Geschichte eine erhebliche Rolle: Während der Franco-Diktatur wurden ledigen Müttern die Babys geraubt. Als zwei damals beteiligte Nonnen ermordet werden, deutet alles auf eine Racheaktion hin. Neben dem Drehbuch und dem gut geführten Ensemble macht vor allem die Kamera- und Lichtarbeit den von Andreas Herzog inszenierten Krimi nicht nur innerhalb der Reihe zu einem besonderen Film.
13.07.2025
12:00
Kika
Reihe
Ferres, Letkowski, Lohse, Tramitz und der große Spaß, in einem Märchen zu spielen
Veronica Ferres hat sichtlich Vergnügen an ihrer Doppelrolle als hässliche Hexe, die bei Bedarf als schöne Frau unbescholtenen Zeitgenossen den Kopf verdreht. Hauptfigur des flott erzählten Märchens ist jedoch ein ehemaliger Soldat, den der geizige König wie so viele andere um seinen verdienten Sold betrogen hat. „Das blaue Licht“ ist eine gelungene Kombination aus originellen Situationen und Dialogwitz. Und es gab einiges zu tun für die Maskenbildner.
13.07.2025
16:05
MDR
Reihe
Sebastian Bezzel, Uwe Janson, Ungureit. Gemeinsam die Welt aus den Angeln heben
König Wilbur, ein exzentrischer Herrscher und leidenschaftlicher Zocker, verliert nicht gern – weder beim Spielen, noch seine Tochter. Mit allerlei Tricks ist und bleibt er denn auch der ewige Gewinner – bis sein Hofmusiker Jasper und seine Freunde ihm eine Lektion erteilen… Das Märchen „Sechse kommen durch die ganze Welt“ ist ein Plädoyer für Ehrlichkeit und Solidarität, aber auch und vor allem für das Jung- und Anderssein. Sechs jugendliche Außenseiter gegen die verkrusteten höfischen Strukturen und die erwachsene Welt der Lügen und der Menschenverachtung. Sechs Outlaws, solidarisch im Kampf gegen Reichtum und Macht, vereint durch das Band der Freundschaft und die Kraft der Aufbruchsstimmung. Thematisch dicht, klar erzählt, klug gecastet, kein 08/15-Sunshine-Märchen-Design.
13.07.2025
20:15
One
Reihe
Milberg, Diehl, Bagriacik, Kirchhoff, Arango, Kraume. Würdiger Abschied & Ende einer Ära
Mit „Borowski und das Haupt der Medusa“ (NDR / Nordfilm) bereiten Sascha Arango (Drehbuch) und Lars Kraume (Regie) dem „Tatort“-Kommissar Klaus Borowski einen (denk-)würdigen Abschied nach mehr als 20 Jahren und 44 Filmen. Axel Milberg läuft in dem erstklassig besetzten Film noch einmal zur Höchstform auf und liefert sich mit August Diehl ein Duell auf Leben und Tod. Der Psychothriller mit mythologischen Anspielungen unterhält mit Hochspannung, groteskem Humor und einer Spur Sentimentalität.
13.07.2025
20:15
NDR
Reihe
Möhring, Weisz, Koffler, Malton, Marija Erceg, Max Zähle. Niemals geht man so ganz
Die von Max Zähle packend inszenierte „Tatort“-Episode „Was bleibt“ (NDR / Nordfilm) besitzt doppelte Qualität: Zum einen als kluges Drama um Herkunft, Flucht und Identität. Zum anderen als emotionaler Abschied: In 13 Filmen spielte Franziska Weisz die Kommissarin Julia Grosz an der Seite von Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring). Vor ihrem Abgang zeigt sich Grosz zugänglicher als bisher und überrascht außerdem mit Gesangsqualitäten. Drehbuch-Autorin Marija Erceg hat prägnante Figuren und eine Geschichte geschaffen, die ebenso wie viele Bilder (Kamera: Frank Küpper) in Erinnerung bleiben werden.
13.07.2025
21:45
3sat
Serie & Mehrteiler
Ferch, Auer, Kling, Thomas Berger. Der Profi, die Betroffenen & ein Ostseedorf
Eine 14Jährige ist ermordet worden und in einem Badeort an der Ostsee entsteht aus Trauer, Wut und Verzweiflung ein Klima, in dem sich Freunde plötzlich vieles zutrauen… Mit seinen 180 Minuten kann „Tod eines Mädchens“ neben dem Ermittlungsstrang auch stärker die Geschichten befreundeter Familien beleuchten. Zu einem Krimi-Drama aber entwickelt sich der ZDF-Zweiteiler nicht. Dafür ist die Psychologie zu dünn & krimiorientiert, und die Inszenierung doppelt zu deutlich das dramatische Geschehen. Oberflächlich betrachtet, als linear erzähltes Mörder-Ratespiel, funktioniert der Film außerordentlich gut. Situationen und Charaktere wecken Neugier, die Spannung hält sich, Auer & Ferch veredeln das Ganze.
13.07.2025
21:45
One
Reihe
Behrendt, Bär, Loibl, Eichhorn, Pietschmann, Bading, die Zahns, Rolfes. Wer sie waren, wer sie sind
Ein fulminanter „Tatort“! Ecstasy, Party, Sex – Verdrängen, Schönreden, die ehemaligen Freunde belasten. Der „Tatort – Colonius“ (WDR / Bavaria Fiction) versetzt seine Charaktere gleich zweimal in eine Käfigsituation. 2024 gibt es einen strategischen Befragungsmarathon auf dem Kommissariat, 1993 ist das gleiche Trio auf einer legendären Techno-Party vereint, gefangen in einem Rausch, aus dem es kein Entkommen gibt. Nach „Siebte Etage“ hat das Autorenduo Eva Zahn und Volker A. Zahn das nächste beziehungsstarke, klug konstruierte und dichte „Tatort“-Drehbuch zu einer außergewöhnlichen Episode beigesteuert. Konzentriert erzählt ist auch „Colonius“, doch dieser Film von Charlotte Rolfes, der 93. Köln-„Tatort“, ist ungleich atmosphärischer, wilder und filmisch aufregender. Die Inszenierung meisterlich, die Besetzung perfekt, die kölschen Realitätsreferenzen und filmischen Reminiszenzen ein wahrer Genuss.
Vergangene Ausstrahlungen im Juli
06.07.2025
20:15
NDR
Reihe
Sarnau, Beckmann, Durand, Schuch, Herzog. Lebensnah, ungekünstelt, vielschichtig
Eine drogenabhängige und doch liebevolle Mutter (stark: Meira Durand), eine von ihrem Vater überforderte Katrin König, weitere originelle Nebenfiguren und eine spannende Story um den Traum von Reichtum und eigenem Häuschen: Der achtundzwanzigste Rostocker „Polizeiruf“ hält auch mit der Episode „Diebe“ (NDR / filmpool fiction) das gewohnt hohe Niveau. Die durchgehende Erzählung des Ermittlerteams fügt sich nahtlos in den aktuellen Fall um den Mord an einer 74 Jahre alten Frau ein. König und Melly Böwe, erstklassig gespielt von Anneke Kim Sarnau und Lina Beckmann, erweisen sich immer deutlicher als unterschiedliche Charaktere, was dennoch nicht in Krimi-typisches Kompetenzgerangel ausartet.
06.07.2025
20:15
One
Reihe
Milberg, Bagriacik, Balzer, Wendel, Katrin Bühlig, Maria Solrun. Haben wollen, töten müssen
„Borowski und das hungrige Herz“ (NDR / Nordfilm Kiel) ist der erste von drei letzten Fällen mit Axel Milberg in der Titelrolle. Inhaltlich bleibt es bei der für Kiel klassischen Konstellation: Hier ein Kommissar, endlich mit sich im Reinen, dafür mit allen Untiefen der menschlichen Psyche vertraut. Dort die ewig Suchenden, die die Sehnsucht ins Verderben treibt. Die Umsetzung dieses Gegensatzpaars macht diesen Kieler „Tatort“ sehenswert: Satte Farbigkeit, ein solides Tempo und subtiler Humor machen den Fall lebendig und helfen, das (über)strapazierte Thema „Sexsucht“ möglichst gelassen zu sehen – à la Borowski.
06.07.2025
20:15
HR
Fernsehfilm
Schubert, Elkin, Murnberger. „In der Fremde werden Fremde schneller Freunde“
Nach zwei Monaten durchweg sehenswerter Freitagsfilme ist „Saronya Loreley“ (Tivoli Film) der bisherige Höhepunkt auf dem ARD-Fiction-Termin für leichte Unterhaltung in diesem Jahr. Eine Frau steht mit Mitte 40 mitten im Leben – und doch glücklos daneben: Ihr Koffer auf dem Weg nach Tokio, die Mutter im Koma, das Bargeld futsch, das Konto gesperrt. Eigentlich wollte sie mit ihrem Hunsrücker Frauenchor in Japan ein paar Konzerte geben. Jetzt sitzt sie fest in Rüdesheim am Rhein. Dass der Film bestens funktioniert, auch ohne dass sich in den ersten 30 Minuten ein klassischer dramatischer Plot abzeichnen würde, geht neben dem charakterstarken Drehbuch in ganz besonderem Maße auf das Konto von Katharina Marie Schubert. Der Film von Wolfgang Murnberger trägt weder seine Emanzipations-Geschichte vor sich her, noch bemüht er abgegriffene dramaturgische Muster oder Genre-Klischees. Dieser HR/Degeto-Koproduktion gelingt das seltene Kunststück, auf intelligente Weise unterhaltsam zu sein. Dazu gehört, dass die Macher die Geschichte mit Momenten von gesellschaftlicher Relevanz und aktuellen Bezügen unterfüttern. Immer beiläufig, nie ausgestellt. „Sayonara Loreley“ ergeht sich nicht in billigem Rhein-Nostalgie-Bashing. Rüdesheim bleibt Kulisse für einen Sehnsuchtsort und Symbol für Deutschland, dessen Volkswirtschaft ohne seine ausländischen Mitbürger oder Saisonkräfte verloren wäre.
06.07.2025
21:45
One
Reihe
Prahl, Liefers, Urspruch, Regine Bielefeldt, Isa Prahl. Viele wollen es gewesen sein
Mit einem Fall voller Ungereimtheiten sehen sich Thiel und Boerne im „Tatort – Fiderallala“ (WDR / Bavaria Fiction) konfrontiert. Ein falsches Geständnis, dem nach der zweiten Leiche weitere folgen werden. Eine Frage der Wahrnehmung? Der Erinnerung? Mit einer rauschhaften Uni-Party fängt alles an. Danach Filmrisse am laufenden Band. Der von Boerne setzt komische Akzente, belastet aber das freundschaftliche Verhältnis zu Thiel. Die Erzählmotive wurden von Autorin Regine Bielefeldt clever miteinander verwoben, und Boerne erlebt ein für den Zuschauer komisches Wechselbad der Rollen und Gefühle. Das sorgt für dezentes Schmunzeln. Das Irrwitzige steckt ohnehin nicht in vordergründigen Lachern, sondern in der Handlung, in Form einer „absurden Schnapsleiche“ & besagten falschen Geständnissen. Eine köstliche Ausnahme: Boerne beim Versuch, ein Schreiben aus dem Briefkasten zu angeln; das trägt Loriotsche Züge.
05.07.2025
12:15
BR
Reihe
Uwe Ochsenknecht, Jörn Hentschel, Aram Arami, Hagen Bogdanski. Mit Herz & Moral
Auch in den neuen Episoden der ARD-Freitagsreihe „Die Drei von der Müllabfuhr“ (Bavaria Fiction) wird wieder abendfüllend geholfen, der Kiez gefeiert und der Wert der Freundschaft beschworen – allerdings nicht mehr ganz so locker, beiläufig und quasi im Vorbeifahren wie in den ersten beiden Filmen. In „Mission Zukunft“ ist die Themen-Verknüpfung von Müllabfuhr und Klimawandel gut gedacht, gerät aber schnell aus dem Blick. „Kassensturz“ ist besser, weil es um das Eckkneipensterben und damit um die Identität eines Stadtteils wie Moabit geht; aber auch die Szenen sind launiger und die dramaturgischen Stereotypen des Wohlfühlfilm-Genres werden in dieser Episode eleganter bedient. Uwe Ochsenknecht bleibt der Dreh- und Angelpunkt dieser Reihe, ein nostalgiebeseelter Hans Dampf in allen Gassen. Die noch stärkere Fokussierung auf ihn und seinen herzensguten kleinen Mann ist die halbe Miete für diese Reihe. Der sozialromantische Zuckerguss verdeckt allerdings gelegentlich die schönen, kleinen Augen-Blicke. Denn das Besondere dieser sympathischen Komödien-Reihe bleibt die Nähe zum Alltag, das Faible fürs Episodische und der Hang zur Spontaneität.
05.07.2025
Aus der vermeintlichen sozialsatirischen Zeitgeist-Komödie ist über die Jahre ein Lehrstück über menschliche Dekadenz & zynische Medienmacht geworden. „Kir Royal“ schafft Minaturen der Comédie humaine und die Serie ist nicht deshalb ein Klassiker, weil sie 1986 den Grimme-Preis bekam, sondern weil sie jedem Jahrzehnt eine etwas andere Lesart ermöglicht: eine gesellschaftskritische, eine beziehungsorientierte, eine emanzipatorische, eine fernsehästhetische. tittelbach.tv zeigt, was man über „Kir Royal“ wissen & lesen sollte.
05.07.2025
20:15
ARD
Fernsehfilm
Silke Bodenbender, Gernot Krää, Roland Suso Richter. Im Namen von Nemesis
Bodenständige Freiburger Jugendrichterin gerät auf der Suche nach ihrem Sohn in ein Geheimdienstkomplott: Der Handlungskern von „Spurlos in Athen“ (Degeto / Lailaps) klingt nach Räuberpistole, entpuppt sich aber als temporeicher Thriller; mit Autor Gernot Krää hat Regisseur Roland Suso Richter bereits bei „Spurlos in Marseille“ zusammengearbeitet. Silke Bodenbender ist die perfekte Besetzung für die Rolle der Mutter, die zum eigenen Verdruss ein Gesetz nach dem anderen verletzen muss. Herausragend ist auch die Bildgestaltung durch Andrés Marder. Dynamische Drohneneinsätze, ständige Schauplatzwechsel und viele Außenaufnahmen zeigen ein überaus facettenreiches Bild von Athen und lassen die Produktion deutlich aufwändiger als andere Degeto-Auslandsproduktionen wirken.
05.07.2025
20:15
One
Reihe
Hochmair, Guenther, Mückstein/Chaabane. In den ARD-Euro-Krimi eingemeindet
Mit der dritten Episode, „Der Feuerteufel von Wien“, ist „Blind ermittelt“ (Degeto / ORF / Mona / Tivoli) viel zu schnell im Krimialltag angekommen. Dabei war der Auftakt von Jano Ben Chaabane gerade im Rahmen der Donnerstagskrimis im „Ersten“ durchaus ungewöhnlich, und das keineswegs allein wegen der Hauptfigur: Alex Haller, ehemaliger Wiener Chefinspektor, hat bei einer Bombenexplosion sein Augenlicht verloren, was ihn nicht davon abhält, gemeinsam mit seinem Freund und Seh-Ersatz Niko als Sonderermittler tätig zu werden. Im ersten von zwei neuen Filmen, „Tod im Fiaker“, führt Regisseurin Katharina Mückstein die Reihe zur ursprünglichen Qualität zurück: Die Handlung im Wiener Kutschermilieu ist interessant, die Bildgestaltung besonders; die Regisseurin wollte ihrem TV-Debüt ein „Kinogefühl“ geben. „Lebendig begraben“, erneut von Chaabane, setzt allerdings noch eins drauf, zumal die Geschichte wieder stärker Hallers Schicksal in den Mittelpunkt rückt: Ein Mann will sich an allen rächen, die seiner Ansicht nach Schuld am Tod seines Bruders haben; auch Haller steht auf der Liste. Chaabanes Inszenierung ist noch dichter; schwungvolle Kamerafahrten, ausgefallene Perspektiven und eine ungewöhnliche Musik heben den Film deutlich über den Durchschnitt der zumeist guten Donnerstagskrimis.
05.07.2025
21:45
ARD
Reihe
Claudia Eisinger, Hülk, Ulli Stephan, Anno Saul. Die Frau, die den Molekülen vertraut
Regisseur Anno Saul hat offenbar dafür gesorgt, dass sich sein Kameramann Martin L. Ludwig in die masurische Landschaft verliebt: Gerade im ersten der beiden „Masuren-Krimis“ (Degeto / Odeon) sind viele Aufnahmen bildgewordene Gedichte. Die Geschichte ist allerdings auch ziemlich gut, zumal das Drehbuch (Ulli Stephan) nicht mit der Tür ins Haus fällt, sondern die biografischen Details der Hauptfigur erst nach und nach preisgibt: Nach dem Tod des Onkels reist die Berliner Kriminaltechnikerin Viktoria Wex in ihre alte Heimat, um den Nachlass zu regeln, und gerät prompt in einem Mordfall. Claudia Eisinger entpuppt sich als Glücksgriff für die Rolle der brillanten Wissenschaftlerin, die im Umgang mit ihren Mitmenschen wenig Wert auf Konventionen legt. Die Fortsetzung ist fast zwangsläufig nicht mehr ganz so fesselnd, weil die Hauptfigur enträtselt ist. Der Reiz von „Fangschuss“ muss daher größtenteils aus der Krimi-Ebene resultieren, und die bewegt sich auf solidem Niveau. Filmästhetisch knüpft der zweite Film allerdings nahtlos an „Fryderyks Erbe“ an.
05.07.2025
22:20
rbb
Kinofilm
Kalkbrenner, Harfouch, Stöhr. Techno, Wahnsinn, Pillen & alles, was Leben ausmacht
„Berlin Calling“ erzählt von Techno-DJ Ickarus, seiner Musik, seinen Ängsten, seinem Absturz. In der Psychiatrie soll er wieder „runterkommen“. Doch der Rausch lockt weiter… Hannes Stöhr ist ein eindringliches, dokumentarisch anmutendes Musiker-Porträt gelungen, das Produktionsverhältnisse wie Partyszene ausleuchtet. Eine Metapher für die Sucht-Gesellschaft. Tragikomisch & tief bewegend. Sehr überzeugend: Paul Kalkbrenner.
tittelbach.tv ist mir was wert
Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Feministischer Racheengel: Marie Bloching in der preisgekrönten RTL-Serie „Angemessen Angry“. MeToo-Geschichte im Genre-Gewand!

Ein Serien-Highlight im Dezember 2024: „Finsteres Herz – Die Toten von Marnow 2“ (ARD) mit Petra Schmidt-Schaller & Sascha Geršak

Sogar im ZDF sind jetzt die Vampire los. Mehr als ein stilvolles Horror-Teenie-Drama: „Love sucks“ mit Damian Hardung & Havana Joy

Eine Weihnachtswunder-Komödie: witzig, märchenhaft schön, clever konzipiert & originell. Kalenberg, Malton & Amft in „Zitronenherzen“