TV-Premieren im Juli
und von den Wiederholungen nur das Beste
12.07.2025
Aus der vermeintlichen sozialsatirischen Zeitgeist-Komödie ist über die Jahre ein Lehrstück über menschliche Dekadenz & zynische Medienmacht geworden. „Kir Royal“ schafft Minaturen der Comédie humaine und die Serie ist nicht deshalb ein Klassiker, weil sie 1986 den Grimme-Preis bekam, sondern weil sie jedem Jahrzehnt eine etwas andere Lesart ermöglicht: eine gesellschaftskritische, eine beziehungsorientierte, eine emanzipatorische, eine fernsehästhetische. tittelbach.tv zeigt, was man über „Kir Royal“ wissen & lesen sollte.
12.07.2025
17:30
3sat
Reihe
Catherine Bode, Heike Trinker, Kretschmar, Bohse. „Herzkino“ zum Hingucken
Die Asche ihrer Großtante im Gepäck folgt die Heldin von „Ein Sommer in Island“ den Spuren der Toten, die ab 1949 hier für kurze Zeit ihr Glück fand, um ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Dafür erkundet sie nicht nur dieses raue, vulkanische Eiland – sondern verliebt sich auch in die Insel und ihre Bewohner. Visuell und filmästhetisch gehört der angenehm undramatische Film, der strukturiert ist wie ein (Dreampop-)Song, zu den interessantesten Filmen der „Ein Sommer in…“-Reihe. Island macht’s möglich, auch die frische Inszenierung, die sinnliche Kameraarbeit, der stimmungvolle Soundtrack und eine stimmige Besetzung mit Catherine Bode, deren Augen wie gemacht sind für magische Ereignisse dieser Art.
12.07.2025
20:15
ARD
Reihe
Natalia Wörner, Schümann, Beyer, Busche, Roland Suso Richter. Kirche, Politik, Mafia
Botschafterin Karla Lorenz (Natalia Wörner) ist nach Italien versetzt worden, und prompt schmiedet Christoph Busche in seinem vierten Drehbuch für die Reihe „Die Diplomatin“ (Degeto / UFA Fiction) eine unheilige Allianz aus Kirche, Politik und Mafia. Vordergründig geht es in „Vermisst in Rom“ allerdings um die Frage, ob ein deutscher Bauunternehmer (Francis Fulton-Smith) die Verantwortung für den Tod von rund zwanzig Menschen trägt, die beim Einsturz eines von ihm kernsanierten Gebäudes gestorben sind. Eine Gruppe junger Linksautonomer entführt seine Tochter, um die Veröffentlichung eines belastenden Gutachtens zu erzwingen. Karlas Assistent (Jannik Schümann) ist zur falschen Zeit am falschen Ort und wird ebenfalls verschleppt. Die Bilder sind wie stets in den Filmen von Roland Suso Richter hochwertig, Kameramann Max Knauer hat die „Ewige Stadt“ ins beste Licht gerückt.
12.07.2025
20:15
HR
Serie & Mehrteiler
Riemann, Mühe, Hardung, Wagner, Mira Thiel. Die wilden 68er-Jahre in der Provinz
Das melodramatische Familien-Epos „Unsere wunderbaren Jahre“ (WDR, Degeto / Ufa Fiction) springt in der zweiten Staffel in die Zeit des gesellschaftlichen Aufbegehrens Ende der 1960er Jahre. In der Metallfabrik in Altena im Sauerland hat Direktorin Christel Wolf (herausragend: Katja Riemann) das Sagen und ihren rebellischen Enkel als Nachfolger auserkoren. Unter der Regie von Mira Thiel, die auch als Headautorin tätig war, wird der populäre historische Roman-Stoff von Peter Prange nicht unbedingt glaubwürdiger, aber lebendiger und einfallsreicher als in der ersten Staffel umgesetzt. Die Mischung aus Romantik und dramatischen, in der Zeitgeschichte eingebetteten Konflikten ist weitgehend gelungen. Thiel gönnt dem Publikum eigenwillige Momente, auch die akzentuierte Film-Musik fällt in der sehenswert ausgestatteten und fotografierten 6teiligen Staffel positiv auf.
12.07.2025
20:15
NDR
Reihe
Ochsenknecht, Hentschel, Arami, Griscksch/Körner, Bogdanski. Dramaturgisch zugelegt
Auch in der fünften Episode der ARD-Freitagsreihe „Die Drei von der Müllabfuhr“ (Degeto / Bavaria Fiction) ist wieder reichlich was los. Der Kiez schläft nicht, und der Käpt’n kann und will sich nicht raushalten, wenn es um die Belange derer geht, die es nicht so leicht im Leben haben. Erfreulicherweise aber hilft die Ochsenknecht-Figur nicht mehr ganz so zwanghaft wie zuletzt. Der schleichende Veränderungsprozess des bisher betont schlichten Charakters zeigt sich unter anderem auch in der Haltung zum Thema Kultur, die ihm die Autoren Gernot Gricksch und Toks Körner in die Drehbücher geschrieben haben. Der kleine Mann legt mehr Toleranz an den Tag, gibt nicht immer sofort dickköpfig contra – wodurch die anderen Charaktere an Kontur gewinnen. Daraus ergibt sich eine Vielzahl an Episoden, an Szenen und Momenten, die das Konzept dieser etwas anderen Unterhaltungsfilm-Reihe, ein Bisschen vom (Großstadt-)Alltag erzählen zu wollen, noch besser einlösen. Zu diesem Konzept passt auch die Besetzung, die Inzenierung ist flott, die Dialoge besitzen häufig etwas Beiläufiges und die Dramaturgie, insbesondere die Verknüpfung der Szenen, ist ausgesprochen dicht.
12.07.2025
20:15
One
Reihe
Hochmair, Guenther, Mückstein/Chaabane. In den ARD-Euro-Krimi eingemeindet
Mit der dritten Episode, „Der Feuerteufel von Wien“, ist „Blind ermittelt“ (Degeto / ORF / Mona / Tivoli) viel zu schnell im Krimialltag angekommen. Dabei war der Auftakt von Jano Ben Chaabane gerade im Rahmen der Donnerstagskrimis im „Ersten“ durchaus ungewöhnlich, und das keineswegs allein wegen der Hauptfigur: Alex Haller, ehemaliger Wiener Chefinspektor, hat bei einer Bombenexplosion sein Augenlicht verloren, was ihn nicht davon abhält, gemeinsam mit seinem Freund und Seh-Ersatz Niko als Sonderermittler tätig zu werden. Im ersten von zwei neuen Filmen, „Tod im Fiaker“, führt Regisseurin Katharina Mückstein die Reihe zur ursprünglichen Qualität zurück: Die Handlung im Wiener Kutschermilieu ist interessant, die Bildgestaltung besonders; die Regisseurin wollte ihrem TV-Debüt ein „Kinogefühl“ geben. „Lebendig begraben“, erneut von Chaabane, setzt allerdings noch eins drauf, zumal die Geschichte wieder stärker Hallers Schicksal in den Mittelpunkt rückt: Ein Mann will sich an allen rächen, die seiner Ansicht nach Schuld am Tod seines Bruders haben; auch Haller steht auf der Liste. Chaabanes Inszenierung ist noch dichter; schwungvolle Kamerafahrten, ausgefallene Perspektiven und eine ungewöhnliche Musik heben den Film deutlich über den Durchschnitt der zumeist guten Donnerstagskrimis.
12.07.2025
21:45
ARD
Reihe
Schick, Schäfer, Beglau, Lüth, Hanig, Herzog. Erinnerungen an eine bleierne Zeit
Meist ist der Mehrwert der Donnerstags-Krimis im „Ersten“ rein optischer Natur, weil sich die Filme an den besonderen Landschaften erfreuen, aber im siebten „Barcelona-Krimi“ (Degeto / Sommerhaus) spielt auch die spanische Geschichte eine erhebliche Rolle: Während der Franco-Diktatur wurden ledigen Müttern die Babys geraubt. Als zwei damals beteiligte Nonnen ermordet werden, deutet alles auf eine Racheaktion hin. Neben dem Drehbuch und dem gut geführten Ensemble macht vor allem die Kamera- und Lichtarbeit den von Andreas Herzog inszenierten Krimi nicht nur innerhalb der Reihe zu einem besonderen Film.
12.07.2025
21:45
HR
Reihe
Sadler, Bitter, Trepte, Harder, Wild, Franzen. Spannungsbogen hält, Psychologie stimmt
Die erste von zwei neuen Charlotte Link-Verfilmungen im Ersten bietet eine komplexe, wendungsreiche Geschichte um eine Entführung mit ungewöhnlichem Verlauf. „Charlotte Link – Im Tal des Fuchses“ (Degeto – UFA Fiction), als Drehbuch von Stefan Wild bearbeitet, nimmt sich Zeit für die widersprüchlichen Figuren, taucht ein in deren Vergangenheit, breitet Beziehungsgeflechte aus und engt die Zahl der Verdächtigen spannungssteigernd ein. Gekonnt werden die verschiedenen Erzählstränge zusammengeführt, das Puzzle Teil für Teil geschickt zusammengesetzt. Ein sehenswerter TV-Thriller mit einer guten, stimmigen Besetzung.
12.07.2025
21:45
NDR
Reihe
Ochsenknecht, Hentschel, Arami, Griscksch/Körner, Bogdanski. Dramaturgisch zugelegt
Auch in der fünften Episode der ARD-Freitagsreihe „Die Drei von der Müllabfuhr“ (Degeto / Bavaria Fiction) ist wieder reichlich was los. Der Kiez schläft nicht, und der Käpt’n kann und will sich nicht raushalten, wenn es um die Belange derer geht, die es nicht so leicht im Leben haben. Erfreulicherweise aber hilft die Ochsenknecht-Figur nicht mehr ganz so zwanghaft wie zuletzt. Der schleichende Veränderungsprozess des bisher betont schlichten Charakters zeigt sich unter anderem auch in der Haltung zum Thema Kultur, die ihm die Autoren Gernot Gricksch und Toks Körner in die Drehbücher geschrieben haben. Der kleine Mann legt mehr Toleranz an den Tag, gibt nicht immer sofort dickköpfig contra – wodurch die anderen Charaktere an Kontur gewinnen. Daraus ergibt sich eine Vielzahl an Episoden, an Szenen und Momenten, die das Konzept dieser etwas anderen Unterhaltungsfilm-Reihe, ein Bisschen vom (Großstadt-)Alltag erzählen zu wollen, noch besser einlösen. Zu diesem Konzept passt auch die Besetzung, die Inzenierung ist flott, die Dialoge besitzen häufig etwas Beiläufiges und die Dramaturgie, insbesondere die Verknüpfung der Szenen, ist ausgesprochen dicht.
12.07.2025
23:40
One
Fernsehfilm
Georg Friedrich, Lisa Wagner, Toma, Murnberger. Es geht (k)eine Träne auf Reisen
„Nichts zu verlieren“ (BR, ORF / Royal Pony Film, Lieblingsfilm) handelt von einer Trauerreise, die aus den Fugen gerät, als zwei verzweifelte Ganoven auf der Flucht den altertümlichen Bus kapern. Regisseur Wolfgang Murnberger und Autorin Ruth Toma gelingt dabei das Kunststück, eine im Grunde traurige Geschichte konsequent als Komödie zu erzählen. Im Verlauf der Fahrt gewähren alle Teilnehmer inklusive der Gangster tiefe Einblicke in ihr Seelenleben. Der Film erzählt eine Geschichte mit hohem Identifikations-Potenzial, schließlich hat so gut wie jeder schon mal einen geliebten Menschen verloren, und in der Tat gibt es Augenblicke, die zu Herzen gehen. Trotzdem wird „Nichts zu verlieren“ auch dank der relaxten Musik nie zum Befindlichkeitsdrama. Dafür sorgt nicht zuletzt Georg Friedrich, der als Wortführer der Kriminellen die mit Abstand bissigsten Dialoge hat.



Vergangene Ausstrahlungen im Juli
08.07.2025
22:00
BR
Reihe
Katrin Sass, Lisa Maria Potthoff, Peter Franke. Wohnungstausch mit Todesfolge
Die Frauen haben das Sagen in der ARD-Reihe „Der Usedom-Krimi“ und sie gehören zu einer Familie: Katrin Sass ist eine Ex-Staatsanwältin, die ihren Mann im Affekt umgebracht hat; Lisa Maria Potthoff ist deren Tochter, eine gewissenhafte Kommissarin mit polnischer Affäre, und Emma Bading spielt deren Tochter, die sich um die Ehe ihrer Eltern sorgt. In „Schandfleck“ geht es um einen besonders dreisten Immobilienbetrug mit Leiche. Der Film hält klug die Waage zwischen Ermittlerkrimi und Familiengeschichte, zwischen Whodunit und Kleine-Leute-Drama. Top besetzt, trocken gespielt & die horizontalen Momente stimmen!
08.07.2025
22:00
NDR
Reihe
Cenk Batu alias Mehmet Kutulus: cool und markant, wortkarg und elegant
Der neue „Tatort“-Kommissar aus Hamburg ermittelt undercover. Das erklärt die Neuerungen, zu denen auch die optisch zupackende Ästhetik gehört. Für den Zuschauer bringt das ein Umdenken mit sich. Bei „Auf der Sonnenseite“ lohnt es sich, flexibel zu sein. Der Film besitzt eine Thriller-Grundspannung, ist sinnlich und gönnt dem einsamen Wolf emotionale Tiefe,
07.07.2025
12:30
MDR
Fernsehfilm
Sittler, Sawatzki, Matthias Lehmann, Ingo Rasper. Oldtimer trifft „Schwarze Witwe“
Ein unverbesserlicher Schwarzseher und Kulturpessimist verliert nach einer Krebsdiagnose den letzten Lebenswillen. Unbedingt will er das Unausweichliche beschleunigen. Und so ist er höchst erfreut, als er eine vermeintliche mehrfache Gatten-Mörderin kennenlernt. Doch was, wenn der lebensmüde Mann irgendwann seinen Plan bereut… „Sterben ist auch keine Lösung“ ist ein ARD-Freitagsfilm; der Zuschauer muss also weder mit dem Tod des Helden noch mit übermäßig Schmerzlichem rechnen. Mit dem Motiv der „Schwarzen Witwe“ wird allerdings doppeldeutig gespielt in dieser Tragikomödie, die nicht nur wohltuend, sondern auch vorzüglich gemacht ist. Die Dialogwechsel sind teilweise zum Wegwerfen komisch (wenn beispielsweise versucht wird, mit Autorfahrmetaphern den zwischenmenschlichen Verkehr zu regeln), die Inszenierung hat Stil, das liebevolle Szenenbild spiegelt die Charaktere, und Bonn ist immer einen Dreh wert. Und das fein nuancierte, zwischen Komik und emotionalen Nöten perfekt ausbalancierte Spiel von Walter Sittler und Andrea Sawatzki sorgt für einen sinnlichen, trockenhumorigen Spaß ohne Themen-Ballast und Gefühlsduselei.
07.07.2025
22:00
rbb
Reihe
Kaczmarczyk, Schröder, Giese, Bäuml, Karolus. Drama zur sozialen Lage der Nation
Auch wenn der „Polizeiruf 110 – Der Gott des Bankrotts“ (rbb / Eikon Media) als ein Whodunit-Krimi der eher simpleren Sorte zu beginnen scheint, entpuppt sich der Fall aus dem Umfeld der Insolvenzen und persönlichen Pleiten bald als sehr viel komplexer und dramatischer. Zur Halbzeit nimmt der top besetzte und konzentriert gespielte, passend zu seiner Geschichte realistisch und unaufgeregt inszenierte Film von Felix Karolus nach dem Drehbuch von Mike Bäuml endgültig Kurs auf die menschlichen Tragödien. So entwickelt sich das Krimidrama nicht zu einen Themenfilm über ein soziales Schreckgespenst, sondern rückt die seelischen Folgen, die diese ökonomisch bedingten Identitätskrisen für die Schuldner haben, ins Zentrum. Das sorgt für einen Emotionsschub beim Zuschauer – und ist eine Steilvorlage für den erstmals ohne Adam Raczek ermittelnden Vincent Ross: Sein Faible für Psychologie, sein Interesse für die Menschen, seine offene, vorurteilsarme, wohlwollende Art und seine positive (genderfluide) Ausstrahlung sind eine wohltuende Ermittlervariante.
06.07.2025
00:45
BR
Reihe
Uwe Ochsenknecht, Jörn Hentschel, Aram Arami, Hagen Bogdanski. Mit Herz & Moral
Auch in den neuen Episoden der ARD-Freitagsreihe „Die Drei von der Müllabfuhr“ (Bavaria Fiction) wird wieder abendfüllend geholfen, der Kiez gefeiert und der Wert der Freundschaft beschworen – allerdings nicht mehr ganz so locker, beiläufig und quasi im Vorbeifahren wie in den ersten beiden Filmen. In „Mission Zukunft“ ist die Themen-Verknüpfung von Müllabfuhr und Klimawandel gut gedacht, gerät aber schnell aus dem Blick. „Kassensturz“ ist besser, weil es um das Eckkneipensterben und damit um die Identität eines Stadtteils wie Moabit geht; aber auch die Szenen sind launiger und die dramaturgischen Stereotypen des Wohlfühlfilm-Genres werden in dieser Episode eleganter bedient. Uwe Ochsenknecht bleibt der Dreh- und Angelpunkt dieser Reihe, ein nostalgiebeseelter Hans Dampf in allen Gassen. Die noch stärkere Fokussierung auf ihn und seinen herzensguten kleinen Mann ist die halbe Miete für diese Reihe. Der sozialromantische Zuckerguss verdeckt allerdings gelegentlich die schönen, kleinen Augen-Blicke. Denn das Besondere dieser sympathischen Komödien-Reihe bleibt die Nähe zum Alltag, das Faible fürs Episodische und der Hang zur Spontaneität.
06.07.2025
01:15
ARD
Fernsehfilm
Silke Bodenbender, Gernot Krää, Roland Suso Richter. Im Namen von Nemesis
Bodenständige Freiburger Jugendrichterin gerät auf der Suche nach ihrem Sohn in ein Geheimdienstkomplott: Der Handlungskern von „Spurlos in Athen“ (Degeto / Lailaps) klingt nach Räuberpistole, entpuppt sich aber als temporeicher Thriller; mit Autor Gernot Krää hat Regisseur Roland Suso Richter bereits bei „Spurlos in Marseille“ zusammengearbeitet. Silke Bodenbender ist die perfekte Besetzung für die Rolle der Mutter, die zum eigenen Verdruss ein Gesetz nach dem anderen verletzen muss. Herausragend ist auch die Bildgestaltung durch Andrés Marder. Dynamische Drohneneinsätze, ständige Schauplatzwechsel und viele Außenaufnahmen zeigen ein überaus facettenreiches Bild von Athen und lassen die Produktion deutlich aufwändiger als andere Degeto-Auslandsproduktionen wirken.
06.07.2025
02:50
ARD
Reihe
Claudia Eisinger, Hülk, Ulli Stephan, Anno Saul. Die Frau, die den Molekülen vertraut
Regisseur Anno Saul hat offenbar dafür gesorgt, dass sich sein Kameramann Martin L. Ludwig in die masurische Landschaft verliebt: Gerade im ersten der beiden „Masuren-Krimis“ (Degeto / Odeon) sind viele Aufnahmen bildgewordene Gedichte. Die Geschichte ist allerdings auch ziemlich gut, zumal das Drehbuch (Ulli Stephan) nicht mit der Tür ins Haus fällt, sondern die biografischen Details der Hauptfigur erst nach und nach preisgibt: Nach dem Tod des Onkels reist die Berliner Kriminaltechnikerin Viktoria Wex in ihre alte Heimat, um den Nachlass zu regeln, und gerät prompt in einem Mordfall. Claudia Eisinger entpuppt sich als Glücksgriff für die Rolle der brillanten Wissenschaftlerin, die im Umgang mit ihren Mitmenschen wenig Wert auf Konventionen legt. Die Fortsetzung ist fast zwangsläufig nicht mehr ganz so fesselnd, weil die Hauptfigur enträtselt ist. Der Reiz von „Fangschuss“ muss daher größtenteils aus der Krimi-Ebene resultieren, und die bewegt sich auf solidem Niveau. Filmästhetisch knüpft der zweite Film allerdings nahtlos an „Fryderyks Erbe“ an.
06.07.2025
Aus der vermeintlichen sozialsatirischen Zeitgeist-Komödie ist über die Jahre ein Lehrstück über menschliche Dekadenz & zynische Medienmacht geworden. „Kir Royal“ schafft Minaturen der Comédie humaine und die Serie ist nicht deshalb ein Klassiker, weil sie 1986 den Grimme-Preis bekam, sondern weil sie jedem Jahrzehnt eine etwas andere Lesart ermöglicht: eine gesellschaftskritische, eine beziehungsorientierte, eine emanzipatorische, eine fernsehästhetische. tittelbach.tv zeigt, was man über „Kir Royal“ wissen & lesen sollte.
06.07.2025
15:30
MDR
Reihe
Matthias Brandt, Sergej Moya, Alissa Jung. Schönes Paar & quengelnder Kaiser
In seiner Adaption des berühmten Andersen-Märchens „Des Kaisers neue Kleider“ nimmt sich Autor David Ungureit einige Freiheiten, gibt der Geschichte damit einen angenehm heutigen Anstrich, ohne den Geist der Vorlage zu beschädigen. Für Puristen mögen die Dialoge allerdings gerade angesichts des spätmittelalterlichen Ambientes mitunter zu modern klingen. Mehr als ein Kindermärchen, von Matthias Brandt und Regisseur Hannu Salonen in Richtung Parodie getrieben. Laune macht aber auch das sympathische gespielte Liebespaar.
06.07.2025
20:15
ZDF
Reihe
Maike Johanna Reuter, Heesters, Helgi Schmid, Dries De Sutter. Telegener Reise-Ersatz
Hat sich die Leichtigkeit und Frische der „Ein Sommer“-Reihe im Laufe von elf Jahren und durch die stärkere „Herzkino“-Konkurrenz zuletzt etwas relativiert, so könnte die Land- und Ferienparadies-Flucht eine Möglichkeit sein, abwechslungsreichere Geschichten zu erzählen. Wie das gehen kann, zeigt „Ein Sommer in Antwerpen“ (ZDF / Network Movie), die 36. Episode der Reihe. Eine Modedesignerin und ihre Großmutter verbringen ein paar Tage im belgischen Antwerpen. Zwar steht auch in diesem leichtgewichtigen Drama die junge Frau genretypisch zwischen zwei Männern, dafür aber kommt der Film von Ulrike Hamacher nach dem Drehbuch von Agnes Schruf ohne Antagonisten und Fallhöhen-Dramaturgie aus, die bei solchen Sujets meist nur unnötig zur Trivialisierung beitragen. Ein sympathisches Statement, zumal es nicht ausgestellt wirkt, ist nicht nur in Zeiten des zunehmenden Antisemitismus in Deutschland der B-Plot um die Sandkastenfreundschaft der Großmutter. Eine neunminütige, mit Rückblenden in die Kindheit versehene Erinnerungssequenz bereichert diesen Film, in dem die vier überzeugenden Hauptdarsteller auffallend gut miteinander harmonieren.
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