
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Schöne liegt so nah?! Die neue „Herzkino“-Reihe „Unterm Apfelbaum“ (ZDF / Studio Zentral) sucht den Sehnsuchtsort um die Ecke, dort, wo die Autorin Astrid Ruppert ihre Heimat gefunden hat, in der hessischen Provinz. Das riecht nach Vorgestern, nach Dorfidylle und kalkulierter Landlust. Doch dieser Geruch ist rasch verflogen. Diese beiden Filme schmecken vorzüglich und wirken belebend im Nachgang. Drei sehr unterschiedliche Frauen, eine trauernde Witwe, eine impulsive Zimmerin und eine passionierte Denkmalpflegerin, entdecken über eine gemeinsame Idee, die Renovierung eines Fachwerkhauses, einen neuen Sinn im Leben. Klingt nicht weltbewegend. Doch es gibt keine TV-Reihe der letzten Jahre, die näher dran ist an den kleinen, vermeintlich banalen Dingen des Alltags, die das (Zusammen-)Leben ausmachen. Aus den Stimmungslagen der Frauen ergeben sich die Plot-Points der Geschichte. Keine Fälle, keine Pseudokonflikte, allein die Figuren sind das Maß aller Dinge. Das funktioniert doppelt gut, weil alle Rollen passgenau besetzt sind. Neben dem Sympathiebonus, den die Frauen genießen, und der erfrischenden Art ihrer Interaktionen, zwischen robust & einfühlsam, resultiert der Reiz des Character Driven aus den figureneigenen Rollenkonflikten. Und durch die spezifische Generationen-Gender-Kultur-Konstellation entsteht immer wieder ein feines Spiel mit gesellschaftlichen Klischees.