
In dieser Familie ist der Wurm drin. Es muss vor Jahrzehnten etwas vorgefallen sein, was auch heute noch (un)bewusst eine ganze Familie in den Bann schlägt. Der ARD-Fernsehfilm „Auf dem Grund“ (NDR / Hager Moss) erzählt von wohlgehüteten Familiengeheimnissen, von Lebenslügen und ihren Nebenwirkungen für die Seele, die keine Gnade der späten Geburt kennt. Ein Trauma blockiert die Beziehungen einer Familie, verhindert nicht nur ein zufriedenes, harmonisches Zusammenleben untereinander, sondern es pflanzt sich sogar bei denen fort, die von den Ursachen nichts wissen. Einflüsse der systemischen Familientherapie und von Sabine Bodes transgenerationalen Traumata-Analysen in Büchern wie „Kriegskinder“ oder „Kriegsenkel“ sind in der Narration erkennbar. Die äußere Handlung ist vergleichsweise reduziert. Sie konzentriert sich auf das miteinander verstrickte familiäre Quintett. Die Spannung erwächst aus den Charakteren und dem Spiel des großartigen Ensembles. Herzschlag des Films: Claudia Michelsens feinsinnige Miniatur einer Suchenden. Ein Schauspielerfilm, der auch durch seine einfallsreichen visuellen Metaphern besticht.