
Selbstfindung und Helfersyndrom, Hauptthemen im frauenaffinen Unterhaltungs-TV, mal ganz anders. Mit dem klaren Ja auf die Frage „Ist es sinnvoll, sich um einen einzelnen Menschen zu kümmern, wenn so viele Hilfe brauchen?“ erzählt „So weit kommt’s noch!“ (ZDF / Bantry Bay) weit mehr als die übliche Emanzipationsgeschichte, in der sich eine Ehefrau und Mutter aus einem beengenden Beziehungskorsett befreit. Auch wenn einige Begriffe sicherlich bewusst aus der Flüchtlingsdebatte übernommen wurden, allerdings in einen privaten Kontext gestellt werden, wird in dem Fernsehfilm von Rupert Henning die Migrationsfrage nicht tagespolitisch, sondern idealistisch-philosophisch verhandelt, von der Warte einer kleinen Frau aus – irgendwo zwischen blauäugig-naiv, sympathisch und wahrhaftig. Der Film mit einer gewohnt spielfreudigen Annette Frier und einer ungewohnt eigensinnigen Hauptfigur mäandert phasenweise durch deren Alltag – was auch daran liegt, dass sich die Geschichte – im Gegensatz zu einer Romantic Comedy oder Ein-Konflikt-Dramedy – außer der Drei-Akt-Form keine festen dramaturgischen Muster bedient. Realistisch offen auch das Ende: Soziale Not lässt sich nicht so leicht lösen wie eine Ehekrise.