
Eine Hobbygärtnerin mit Helfer-Syndrom holt sich einen solventen, aber gefühlsneutralen Ex-Beamten in ihre Stadtwohnung mit Hinterhofoase. Der neue Lebensabschnitt stellt beide vor neue Fragen. Wie sich die Suche nach dem Sinn des Lebens verändert und wie man auch im Alter immer noch ein wenig dazulernen kann – davon erzählt „Anna und ihr Untermieter“ (Calypso Entertainment) höchst unterhaltsam & ohne pädagogischen Impetus. Gemeinschaft statt Liebe, vielleicht irgendwann Freundschaft, das sind die Eckpfeiler der Geschichte, die nicht die in Degeto-Dramödien einst bevorzugte romantische Vorstellung vom zweiten Frühling bemüht. Das ungleiche Paar wird launig dargestellt, die Gegensätze aber sind nie übertrieben. Nicht nur das Helfer-Phänomen wird narrativ clever von Autor Martin Rauhaus in der Geschichte bearbeitet, auch der „Fall“ wird klug genutzt, um die Hauptfiguren zu charakterisieren. Seine Spezialität, die pointierten und lebensnahen Dialogwechsel, sind auch das Herzstück dieses Reihen-Auftakts, den Ralf Huettner kongenial in Szene gesetzt hat.