
Eine junge Mutter musste kurz nach der Wende ihre kleine Tochter in der Noch-DDR zurücklassen. Im wiedervereinten Deutschland blieb das Kind verschwunden, weil es von offizieller Seite zur Adoption freigegeben wurde. Die Frau ist Kommissarin geworden, in der Annahme, ihre Tochter so leichter aufspüren zu können. Aber erst jetzt konfrontiert ein Fall eines verbrannten Pflegekinds die traumatisierte Mutter wieder mit ihrer Geschichte… Der ZDF-Fernsehfilm „Das Mädchen von früher“ (ZDF / U5 Filmproduktion) ist kein klassischer Ermittler-Krimi. Im Mittelpunkt steht eine private Pflegeeinrichtung, deren Wurzeln bis in die DDR-Zeit zurückreichen – und alte Wunden bei der Kommissarin aufreißt: Das Drama also dominiert. Es ist beeindruckend, wie Nina Kunzendorf die Gefühle ihrer Figur darstellt, reduziert, fein nuanciert, die innere Erregung unterdrückend. In punkto leisem Spiel steht ihr Godehard Giese in nichts nach. Durch die distanzierten Interaktionen und die kluge Politik der Dialoge kommt der Zuschauer in den Genuss, sich die Charaktere und die Geschichten weitgehend selbst zu erschließen. Und trotz der winterlich trüben Tonalität des Films gelingt Regisseurin Lena Knauss eine sehr abwechslunsreiche, atmosphärische Inszenierung.