
Die fünfteilige Serie „Deutsches Haus“ (Gaumont / Disney+) erzählt von einem historischen Einschnitt: 20 Jahre nach dem Holocaust werden die ungeheuerlichen Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands endlich umfassend und unleugbar in der breiten Öffentlichkeit der BRD thematisiert. Berichte in Zeitungen und Rundfunk vom ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-65) tragen Zeugenaussagen über den Alltag der KZ-Häftlinge, über bestialische Foltermethoden und den Massenmord in den Gaskammern in die Familien. „Deutsches Haus“ handelt von den Erschütterungen, die das Aussprechen und Erkennen der Wahrheit bei den Tätern, Mitläufern, Opfern und ihren Kindern auslöst. Annette Hess schrieb das Drehbuch nach ihrem eigenen, 2018 erschienenen Roman mit der Figur einer jungen Dolmetscherin im Mittelpunkt. Neben Katharina Stark spielt ein zum Teil prominent besetzter Cast (Altaras, Tambrea, Engelke, Wagner, Seifried, Prenn, Hübchen, Berben, Dwyer, Lauterbach) groß auf. Die Serie ist Familien-, Generationen- und Emanzipations-Drama, Zeit-Porträt und Gerichts-Thriller gleichermaßen, schonungslos und beklemmend, aufklärerisch und ungemein packend. Randa Chahoud und Isabel Prahl (Regie) verzichten auf Rückblicke mit KZ-Bildern, Nazi-Klischees und romantischen Kitsch.