Wer gedacht hätte, die ZDF-Sonntagsfilmreihe „Ella Schön“ (Dreamtool Entertainment) würde sich nach der Konsolidierungsphase von sechs Episoden ganz dem Alltag im beschaulichen Ostseebad Fischland hingeben, würde „die neurologisch bedingte Wesensart“ mit ein paar launigen, kontrastkomischen Dialogwechseln abhandeln und zur Normalität einer Helferinnen-Reihe übergehen – der sieht sich angenehm getäuscht. „Land unter“ und „Familienbande“ gehen, was die Psychologie der Titelfigur angeht, ans Eingemachte, bewegen sich aber im Rahmen der „Herzkino“-Philosophie: Die Probleme gehen nicht zu tief und man muss als Zuschauer nicht Schlimmstes befürchten. Mit den neuen Episoden unterstreicht die Reihe ihre Ausnahmestellung im deutschen Unterhaltungsfernsehen. Das Mehr an Drama verkommt nie zu dramaturgischem Kalkül, die persönlichen Probleme und die Konflikte mit der Family dominieren über die Fall-Geschichten und Ella Schön bleibt Ella Schön, eine Figur, die immer wieder für Verblüffung sorgt und mit ihren Dialogen das Heldinnen- und Helferinnen-Image – auch dank der unnachahmlichen Annette Frier – köstlich komisch bricht. Ganz besonders bestechen die beiden Filme von Holger Haase aber auch ästhetisch. Das kluge Spiel zwischen Nähe & Distanz, zwischen Gefühl & Kopf bleibt ein Kern der Reihe. Und so ist es eine Lust ohne Reue, die einen in die Geschichten und Bilder eintauchen lässt.