
Nach einem Disko-Erweckungserlebnis auf einer Party der US-Army spürt die 21-jährige Doro, dass es da noch etwas anderes gibt als ihr spießiges Eheleben. Für sie steht fest: Auch das verstaubte Bochum braucht etwas Glamour, braucht eine Disko. Es fragt sich nur, wie lange es ihr gelingt, ein Doppelleben zu führen als brave Ehefrau und als Betreiberin einer Diskothek. Die RTL-Serie „Disko 76“ (UFA Fiction) funktioniert völlig anders als die meisten zeitgeschichtlichen Filme oder Serien. Die Musik beschwingt nicht nur die Heldin im Film, sondern (im Idealfall) auch das Publikum. Die Auswahl der Songs ist gelungen. Wie in einem Musikfilm oder Musical sind sie elementarer Bestandteil und werden zu einem Klangteppich gewoben, der Musikkenner in beste Stimmung versetzt. Auch die Tanz-Einlagen à la „Saturday Night Fever“ und „Dirty Dancing“ sind mitunter atemberaubend gut. Und auch die Besetzung, allen voran Luise Aschenbrenner und Jannik Schümann, passt vorzüglich ins Bild. In den musikalisch-emotionalen Flow fließen die Themen der Zeit (Fahnenflucht, linke Szene, Emanzipation, WG-Leben, Generationenkonflikte) beiläufig und eher augenzwinkernd komödiantisch ein. Der Erlebnis- und Unterhaltungs-Faktor übertrifft die Relevanz der Geschichte & die Originalität der Dramaturgie deutlich. In diesem Fall ist das gut so!