
Eine turbulente, schrecklich komische, auf liebenswerte Weise anstrengende Familie, das sind „Die Zweiflers“ (ARD Degeto, HR / Turbokultur) aus Frankfurt am Main. Der Sechsteiler über den „Delikatessen-König“ Zweifler und die großen und kleinen Dramen seiner jüdischen Familie, bestehend aus Holocaust-Überlebenden, ihren Kindern und Enkelkindern, ist erstklassiges Serienfernsehen aus Deutschland – sorgfältig, authentisch und ausgesprochen unterhaltsam. Showrunner David Hadda, Produzent der mit einem Grimme-Preis ausgezeichneten „Freitagnacht Jews“ (WDR), gelingt es, aus der Perspektive mehrerer Generationen humorvoll und schonungslos, differenziert und sinnlich (das Essen!) von kulturellen Identitäten, von Religion und Tradition zu erzählen. Zugleich geht es um Themen, die in allen Familien eine Rolle spielen: um Eheprobleme und eine neue Liebe, um Geburt und Tod, um Konflikte zwischen Eltern und ihren Kindern. Die Regisseurinnen Anja Marquardt und Clara Zoe My-Linh von Arnim sorgen für Tempo, Spannung und die richtige Balance aus pointierter Komödie und emotionalem Drama. Hier stimmt das ganze Paket, die Vielfalt an tollen Figuren, der großartige Cast, Bildgestaltung, Szenenbild, Musik. „Die Zweiflers“ sind angesichts des grassierenden Antisemitismus hoch relevant, aber ganz unabhängig von aktuellen gesellschaftlichen Stimmungen wahrlich eine Fernseh-Delikatesse, die in diesem Jahr beim Festival Canneseries auch als beste Serie ausgezeichnet wurde.