
„All You Need“ (Degeto / UFA) ist die erste öffentlich-rechtliche Dramedy, die ausschließlich vom Alltag homosexueller Männer erzählt und aus der Erfahrungswelt der schwulen Community schöpft. Die 5×25-minütige One-Serie, die sechs Monate in der ARD-Mediathek abrufbar ist, räumt mit einigen Klischees über Schwule auf, scheint andere zu bedienen, ist in ihren wenigen Sexszenen nicht zu weichgespült und trotzdem auch für heterosexuelle Zuschauer goutierbar – auch, weil sie zeigt, dass homo- und heterosexuelle Lebenskonzepte nicht völlig konträr sind, dass schwule Männer nicht immer nur an Sex denken und dass auch sie die Frage Single oder feste Beziehung? an der Schwelle zu den Dreißigern umtreiben kann. Größtenteils sehenswert sind auch die Schnittpunkte, in denen sich Rassismus und Sexismus treffen. Man muss sich dennoch fragen, weshalb hierzulande eine solche nicht gerade radikale Gay-Serie erst zwanzig Jahre nach „Queer as Folk“ zustandekommt. Und man muss sich fragen, weshalb es die Engländer einfach immer eine Klasse besser hinbekommen, vor allem, was das Genre Dramedy angeht. „All You Need“ ist da sogar ein Ausreißer nach oben.