
In „Blindspot“ (ZDF / Network Movie) sucht ein Mann nach der Wahrheit. Dafür taucht er tief ab in die jüngste Vergangenheit seiner Ehe mit einer attraktiven Frau, die nach einem Unfall im Koma liegt. Der megaerfolgreiche Software-Manager wird völlig aus der Bahn geworfen, denn hinzu kommt, dass seine Frau auch ein sexuelles Doppelleben geführt hat. Gebannt folgt man der Spurensuche, nimmt teil an der Erinnerungsarbeit der gebeutelten Hauptfigur und wird zum doppelten Zeichen-Leser, indem man Aufschlussreiches in den erinnerten Rückblenden sucht oder nach Ungereimtheiten in den Bildern von heute. Es heißt also genau hingucken bei diesem präzise und hochsinnlich inszenierten Psychothriller – und hinhören auf die wenigen, umso bedeutsameren Dialogwechsel. Das Genre führt gern an der Nase herum. Indem „Blindspot“ 75 Minuten aus nur einer Perspektive erzählt, um danach die Narration quasi auf den Kopf zu stellen, narren Marc O. Seng (Buch) und Hannu Salonen (Regie) ihr Publikum ebenfalls. Doch bei ihnen ist es ein stimmiger Bruch in der Erzähllogik im Großen, die Details aber sind nicht falsch, sie lassen sich nur auf der Zielgeraden anders lesen.