
Die Mafia-Dramen von einst begleiten junge Männer, die rein wollen. Die gehorsam mitspielen, aufsteigen, um die Gunst des Onkels kämpfen, sich in der Rangfolge nach oben boxen, über Leichen gehen und am Ende die Geschäfte führen. „Asbest“ (Degeto / Pantaleon Films GmbH) erzählt eine andere Geschichte. Die Geschichte von einem, der nicht rein will und seinen Onkel höflich ignoriert. Im Kern erzählt die fünteilige Dramaserie von der Unmöglichkeit, sich zu enthalten. Damit ist „Asbest“ ganz im heute verortet, streift das Migrantenleben im Berliner Block, zeigt synthetische Drogen, die blitzschnell den Besitzer wechseln, und verfolgt Rivalenkämpfe im Knast. Den Traum vom großen Geld träumen längst auch Frauen – ohne, dass sie dafür die Frau an der Seite einer Clan-Größe sein müssten. Für den Tanz auf dünnem Eis kann Regisseur und Darsteller Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“) auf ein namhaftes Ensemble vertrauen. Allesamt sehenswerte Typen, von denen sich allerdings kaum einer von der festgelegten Typisierung befreien darf. Als hätte ein unsichtbarer Türsteher am Set jedem vor der Kamera unmissverständlich ins Ohr geraunt: „Du kommst hier nicht raus“.