
Die deutsche Teilung als historisches Beinahe-Echtzeit-Drama: Am 13. August 1961 macht die DDR die Grenzen dicht, und viele Reisende im Interzonenzug von München nach Ost-Berlin haben somit im Fernsehfilm „3 ½ Stunden“ (Degeto / Real Film, Amalia Film) die letzte Gelegenheit, in den Westen zu flüchten. Die Schicksalsfrage – Bleiben oder Neuanfang im anderen System? – auf den Handlungsraum eines Zuges zu konzentrieren, ist eine bestechende Drehbuch-Idee (Robert Krause, Beate Fraunholz). Die filmische Fahrtzeit im ARD-Eventfilm zum 60. Jahrestag des Mauerbaus beschränkt sich auf knapp zwei Stunden, die vollgepackt sind mit Familien- und Liebes-Dramen, zeitgeschichtlichen Bezügen und einer eher überflüssigen Krimi-Nebenhandlung. Das von Ed Herzog temporeich inszenierte und von Ngo The Chau herausragend fotografierte Ensemble-Drama hat überzeugende Darstellerinnen und Darsteller (Bormann, Wilbusch, Schneider, Kokisch, Feifel, Triebel), eine spezielle musikalische Note (Alli Neumann), Sechziger-Jahre-Zeitkolorit und die notwendige Dosis Eisenbahner-Romantik zu bieten. Eine Geschichtsstunde der unterhaltsamen Art.