Auch im dritten neuen 2020er-Beitrag zur ARD-Märchenreihe „Sechs auf einen Streich“, „Der starke Hans“ (BR / TV60Filmproduktion), ist die Hauptfigur weiblich, diesmal sogar dem Titel zum Trotz: Prinzessin Sarah soll den Lackaffen Herzog Egbert heiraten, liebt aber schon seit gemeinsamen Kindheitstagen den starken Hans. Als sich Egbert mit der düsteren Hüterin des Waldes verbündet, stößt jedoch selbst die unerschrockene Sarah an ihre Grenzen. Bianca Nawrath verkörpert die junge Frau als ebenso attraktive wie kluge moderne Kinoheldin, die dem Schurken sogar im Zweikampf trotzt und sich vor internationalen Stars nicht verstecken braucht. Auch die weiteren Rollen sind bestens besetzt. Während Lucas Reiber als Titelfigur vor allem gut aussehen muss, ist Simon Jensen als heimtückischer Schnösel ein würdiger Gegenspieler. Gleiches gilt für Jeanette Hain als Waldfrau, die gegen Ende sogar Mitgefühl weckt, weil ihr Motiv, der Schutz der Natur gegen die Menschen, letztlich ehrenwert ist.

Das etwas unterkühlt gefilmte ARD-Weihnachtsmärchen basiert ausnahmsweise nicht auf einer konkreten Vorlage, sondern auf bayerischen Sagen: Ein vom bösen Onkel beeinflusster Prinz will verhindern, dass seine 14 Minuten ältere Zwillingsschwester den Thron besteigt; eine junge Frau, die sich als Mann ausgibt, vereitelt das Komplott. „Die verkaufte Prinzessin“ (BR / TV60 Filmproduktion) folgt der ARD-Devise, die Weihnachtsmärchen nach Möglichkeit divers zu erzählen. Zwischenzeitlich liegt sogar ein Kuss zwischen den beiden Frauen in der Luft, aber soweit wollten Su Turhan (Buch) und Matthias Steurer (Regie) dann wohl doch nicht gehen. Ihre letzte Zusammenarbeit, „Der starke Hans“, war ohnehin der bessere Film.