
Zwei Zwillingsschwestern betreiben eine anonyme Plattform, auf der sie Umwelt- und Klimaverbrechen aufdecken. Nach einem missglückten Hacker-Angriff geraten die Cyber-Aktivistinnen ins Visier der Polizei: Die eine kann flüchten und radikalisiert sich, die andere landet in U-Haft und arbeitet bald für das BKA als V-Person. In der packenden Thriller-Drama-Serie „A Thin Line“ (Paramount+) wird das politische Thema heruntergebrochen auf eine private Geschichte. Dadurch wird der Konflikt zwischen gewaltlosem Widerstand und der Bereitschaft, der Sache Menschenleben zu opfern, emotional verdichtet. Die bizarre Familien-Geschichte und das Zwillingsmotiv sorgen für eine weitere Dramatisierung. Der Sechsteiler bleibt nah an seinen zwei Haupt- und fünf tragenden Nebenfiguren, verzichtet auf Plot-Ungetüme und spekulative Wendungen. Oft reicht ein Blick auf Saskia Rosendahl und Hanna Hilsdorf: die Physis dominiert, die Bilder sprechen. Häufig zeichnet die Kamera die Befindlichkeiten der Frauen nach. Als Zuschauer kommt man nicht umhin, die Haltungen im Film moralisch zu werten. Dennoch bleibt man trotz aller emotionaler Spannungen eher Beobachter als Nur-Mitfühlender. Das liegt vor allem am Grundton der Serie, die die Sinnlichkeit des Genrekinos eindrucksvoll mit einer Arthaus-Aura kombiniert.