
Über 300.000 Menschen sind am 28. August 1988 in die US Air Base ins rheinlandpfälzische Ramstein gekommen. Die Flugschau mit Vorführungen internationaler Militärstaffeln sollte ein großes Volksfest werden. Am Ende starben 70 Menschen und mehr als tausend wurden (schwer) verletzt. In „Ramstein – Das durchstoßene Herz“ (SWR / FFP New Media) geht es weniger um die grauenvollen Ereignisse am Unglückstag als vielmehr um die Aufarbeitung der Umstände, die zur Katastrophe geführt haben, und um die psychologischen Folgen für die Opfer. „Ich hoffe auf eine kritische Analyse dieses Vorfalls, damit man daraus lernen kann.“ Dieser Satz eines Arztes im Film spiegelt die Haltung von Autor Holger Karsten Schmidt und Regisseur Kai Wessel wider. Sprache als Mitteilungsmedium (im Gegensatz zum ästhetischen Medium) wird hier vorzüglich eingesetzt. Die Darsteller beleben das Ganze mit realistischem Spiel, und die Zeitebenen werden ungekünstelt und gut verständlich miteinander verschränkt. „Ramstein – Das durchstoßene Herz“ ist ein Paradebeispiel eines dichten, kompakten, von jeder Zufälligkeit befreiten Einzelstücks. Und so ist dieses zeitgeschichtliche Drama nicht nur der bisher beste 90-Minüter in diesem Jahr, sondern auch eine Produktion, die den etwas ins Hintertreffen geratenen Fernsehfilmmachern aufzeigt, wie es (weiter)gehen kann.