
„Der folgende Film spielt in den 1960er und 1970er Jahren. Die in einigen Szenen verwendete Sprache kann aus heutiger Sicht diskriminierend wirken“. Oha, denkt man da. Aber so brutal wird`s nicht. Dafür zeigt die dem Film vorangestellte Warnung, was sich geändert hat. Die Frage ist nur: Sind wir endlich sensibilisiert oder verstricken wir uns in Nebenschauplätzen? In „Alice“ (rbb, WDR, Degeto / Neue Schönhauser Filmproduktion) dreht sich viel auch um diese Frage. Der Zweiteiler porträtiert eine scharfzüngige Frau, die die Sprache ihrer männlichen Gegenüber bei Bedarf im Handumdrehen zu ihrer macht und als Machtgehabe entlarvt. Ohne Vorwarnung und bis heute sehr erfrischend. Mit der Rückschau auf ihr Leben widmet die ARD der Journalistin und Frauenrechtlerin Alice Schwarzer einen Spielfilm-Zweiteiler zum 80. Geburtstag. Neben „Alice“ ergänzen zwei Dokumentationen um die Person Schwarzer und den Kampf gegen den §218 das Programm. „Alice“ ist eher historisierende Rückschau als kritische Bilanz. Aktuelle Dispute um Gendersprache, Transsexualität und Burka-Streit spart der Film aus. „Alice“ unterhält mit einer überzeugenden Hauptdarstellerin, für deren Größe jedoch keine Mitstreiterin zur echten Konkurrentin erwachsen darf.