
Der eine sitzt im Rollstuhl, der andere hat seine bettlägerige Mutter am Hals. Beide sehnen sich nach einer Frau fürs Leben. Und so geht es mit einer halbseidenen Agentur nach Polen, denn „im Osten sind noch Herzen frei“. Ein trauriges Dasein wird in dem Fernsehfilm „Jürgen – Heute wird gelebt“ (WDR) lakonisch, liebevoll und gleichsam desillusionierend von Hauptdarsteller und Autor Heinz Strunk entworfen. Auch Regisseur Lars Jessen hält Distanz zum Geschehen. Für den Zuschauer heißt das: sich einrichten in einem Fremdschäm-Mikrokosmos, aus dem es zunächst kein Entkommen durch entlastende, erlösende Pointen gibt. Der Witz spiegelt das Dasein dieser Dauersingles von der traurigen Gestalt. Mit dem Verzicht auf mittelständische Sympathieträger macht Jessen den Weg frei für einen bewusst kunstlos-lakonischen Realismus: eine Rarität im durchgestylten TV-Film der 10er Jahre.