
Ein Italiener auf der Suche nach einem Kriegsverbrecher, der 1944 ein Massaker an über 500 Zivilisten zu verantworten hatte. Jo Baier erzählt in „Bergfried“ sein differenziertes Rachedrama aus der Opfer-Perspektive, auch und vor allem als die Geschichte eines Traumatisierten. Die Dramaturgie mag konventionell wirken, ist aber wohl überlegt: drei Generationen, drei Zeit-Ebenen; die historische Schuld (be)trifft auch die Nachkommen. Und so kann die Liebe zwischen dem Italiener und einer Österreicherin keine Zukunft haben. Besonders gelungen ist dem Grimme-Preisträger eine 15-minütige Abrechnungssequenz. Eine intensive, hoch emotionale private „Gerichtsszene“. Auch sonst ist das Drama sehr sinnlich, ohne Erklärdialoge, und der authentische Cast aus „Stars“ & Namenlosen ist vorbildlich.