
An „Die Musik stirbt zuletzt“ dürften sich mal wieder die Geister scheiden. Der zweite „Tatort“ von Dani Levy setzt nicht nur auf die Einheit von Raum, Zeit und Handlung, sondern der Film ist ähnlich inszeniert wie der viel beachtete Kinofilm „Victoria“: ein Konzert, ein Abend, eine Einstellung. Das heißt: Levys Werk verzichtet auf das Erzählmittel des Schnitts. Das ist nicht immer nur von Vorteil, passt aber zum Stoff. Die Geschichte ist zwar als Whodunit entwickelt, doch der mit seinen V-Effekten bewusst theaterhaft anmutende Krimi schlägt in Bezug auf seine Auflösung eher eine Brücke zwischen den tragischen Mythen à la Shakespeare und den alltagsnahen Banalitäten eines Familiendramas. Wer am Ende der Täter ist, interessiert einen dabei eher weniger. Dafür kann man als Zuschauer staunen über die Eleganz der Inszenierung, über die Choreographie der Situationen, die geschickten Laufwege der Kamera, das dramaturgisch kluge Wechselspiel zwischen Befragungen, Gesprächen und Ansprachen, und man kann schmunzeln über die Meta-Kommunikation des Erzählers, der immer wieder auf die Konventionen des TV-Krimis oder des Formats „Tatort“ anspielt.