
Um einen Mord ohne Motiv geht es im „Polizeiruf 110 – Black Box“ (MDR / filmpool fiction), dem fünfzehnten Einsatz von Claudia Michelsen als Kommissarin. Selbst der Täter weiß offenbar nicht, weshalb er einen fremden Mann im Zug mit einem Nothammer brutal zu Tode gedroschen hat. Die Ermittlungsarbeit ist eng mit der seelischen Verfassung der Kommissarin verbunden. Auch sie weiß, wie verhängnisvoll Erinnerungslücken sein können. Das Ermitteln und das Analysieren der Fakten finden vor allem in ihrem Kopf statt. Ein besonderer Reiz liegt in der Diskrepanz zwischen den exzellent recherchierten Ermittlungs-Ergebnissen und den Schlussfolgerungen, die Brasch aus ihnen zieht. So bleibt „Black Box“ – trotz gängiger dramaturgischer Dichotomien – 90 Minuten lang (psychologisch) spannend. Wie immer zuletzt im MDR-„Polizeiruf“ trägt Ausnahmeschauspielerin Michelsen den Film fast im Alleingang, aber auch die Episodendarsteller überzeugen. Hinzu kommen eine kluge Reduktion als Erzählprinzip und eine konzentrierte Szenenabfolge, die sich mit Hilfe einer flüssigen Inszenierung und einer mitunter sinnhaft-sinnlichen Kamera auch gut anschauen lässt. Einziges Manko: Die Konstruktion, die final aufgedeckt werden muss, ist kompliziert. Und der Weg dorthin – voller Gedanken- und Ermittlungssprünge – mitunter auch.