
Es ist 25 Jahre her, da sah Cornelius für sich keinen anderen Ausweg, als die große Liebe seines ersten Lebensabschnittes zu verlassen, weil er erkannt hatte, dass er Männer liebt – und einen ganz besonders. Trotz großen Altersunterschieds hat die neue Liebe gehalten. Doch jetzt steht die Ex-Frau wieder auf der Matte… „Das Leben vor mir“ (Leitwolf Filmproduktion) wirft viele existentielle Fragen auf. Stellt der Mann sein Glück der letzten Jahre in Zweifel? Was machen seine Schuldgefühle mit ihm? Ist er der tolle Vater gewesen, für den er sich immer hielt? Die Erinnerungen machen ihn nachdenklich, Altersweisheit mischt sich mit schlechtem Gewissen. Das mit Ironie und Humor durchsetzte Drama besticht nicht nur durch seine unaufgeregte Haltung, die Autor Ramesh mit Hilfe seiner Hauptfigur der Geschichte mitgibt, sondern auch durch die Beiläufigkeit, mit der die gleichgeschlechtliche Beziehung erzählt wird. Die Besetzung ist top, die Sprache präzise, die Dialoge sind köstlich. Der Film erklärt einem nicht die Welt, besitzt dennoch eine Haltung, die mehr ist als die Summe der Haltungen der meinungsstarken Figuren, die Themen werden wie Töne angeschlagen.