
„Aufbruch in die Freiheit“ (Relevant Film) erzählt vom Emanzipationsbestreben einer Ehefrau aus der Provinz, Anfang der 1970er Jahre, und von den schmerzhaften Nebenwirkungen, die ihr Weg zu mehr Selbstbestimmung für sich und ihre Familie mit sich bringt. Der ZDF- Fernsehfilm erzählt am Rande auch ein Stück bundesdeutsche Frauenbewegung: glänzend die Idee, die Geschichte dieser Frau herumzubauen um die für die Abschaffung des §218 so wichtige „Stern“-Story „Wir haben abgetrieben“. Dadurch bekommt die private Geschichte einen politischen Überbau, wird Familie auf den gesellschaftlichen Horizont der Zeit gehoben. Dem konsequent subjektiv erzählten Drama geht es weniger um die Abrechnung mit einer patriarchalischen Justiz oder einer Grundsatzkritik am Staat, sondern um den feministischen Neuanfang, um mehr Rechte für die unterdrückten Frauen. Dazu gehörte es, den Mund aufzumachen und eine Sprache zu finden für die neuen Erfahrungen. Anna Schudt trägt diese Aufbruchsgeschichte, oft reicht ein Blick ins Gesicht der wunderbaren Schauspielerin. Da ist immer wieder Angst zu erkennen, Stress, Unsicherheit, Leere, Schmerz und auch mal ein Lächeln. Schudt bringt uns diese gut erzählte, unaufgeregt & mit einer dezenten historischen Zeichensprache inszenierte Geschichte nahe. Ihr Spiel ist beeindruckend & preiswürdig.