
Dass der erste Anschein trügt, ist Krimistandard; ebenso wie die Abgründe hinter glitzernden Fassaden. Die neuen „Zürich-Krimis“ (Degeto / Graf, Mia) zeichnen sich jedoch durch eine weitere Komponente aus: In beiden Geschichten lauert hinter der ersten Wahrheit eine zweite, und die ist ungleich erschütternder. Die Inszenierung besorgte erneut Roland Suso Richter, die Filme sind seine Episoden 10 + 11 für die Reihe. Die Bildgestaltung (Max Knauer) ist wie in nahezu allen Werken des vielfach ausgezeichneten Regisseurs herausragend; die hochwertigen Aufnahmen setzen die mondänen Schauplätze angemessen in Szene. Ohnehin sehenswert ist Christian Kohlund. Die Rolle des Wirtschaftsanwalts und der Schauspieler haben sich gesucht und gefunden: Wie Borchert mit seinem Reibeisencharme eine deutlich jüngere Fotografin besprüht, ist ebenso sympathisch wie der Verzicht des Schweizers auf jegliche Allüren, wenn sich der Jurist morgens zerknittert und zerstrubbelt aus dem Bett kämpft.