Foto: RTL / Zeitsprung Pictures „Euphorie“ (RTL+ / Zeitsprung Pictures) basiert auf einem israelischen Original-Format, dessen amerikanische Erfolgsadaption „Euphoria“ auch hierzulande ein großes Echo fand. Headautor Jonas Lindt setzt andere Schwerpunkte als diese US-Version: Mila war nicht auf Entzug, sondern wegen eines Selbstmordversuchs in der Psychiatrie. Dem „geilen Zuckerwatten-Gefühl“ von Pillen & Drogen erliegt sie erst nach ihrer Heimkehr. Die acht Folgen zeigen, wie die 16-Jährige reinrutscht in die Sucht. Mila ist hin- und hergerissen zwischen Liebesrausch und dem Verlangen, sich wegzuballern. Die Serie erzählt noch von weiteren Jugendlichen; alle Geschichten kreisen um Identitätssuche, Sexualität oder Probleme mit den Eltern. Durch sie relativiert sich die narzisstische Wankelmütigkeit der Hauptfigur, die sich als allwissende Erzählerin anfangs in den Vordergrund drängt. So macht die Handlung der Zielgruppe weitere Identifikationsangebote, allerdings mit einem distanzschaffenden Erzählkonzept und ohne Wohlfühllösungen. Die Serie ist herausfordernd, nicht nur für den Ü-30-Blick. Die Besetzung, allen voran die vielgesichtige Derya Akyol, kann sich sehen lassen. Und mit dem Sucht-Thema gewinnt – ähnlich wie in der US-Version – auch die Filmsprache an Faszinationskraft.


