
Die Netflix-Serie „Liebes Kind“ (Constantin Television) ist ein raffiniert konzipierter Psychothriller, dessen Puzzleteile erst ganz am Schluss ein perfides Gesamtbild ergeben: Nach offenbar jahrelanger Gefangenschaft gelingt Mutter und Tochter die Flucht aus ihrem Gefängnis. Die Erleichterung der Eltern ist zunächst grenzenlos, gefolgt von der erschütternden Erkenntnis: Die Frau ist nicht ihre vor 13 Jahren verschwundene Tochter Lena; aber die zwölfjährige Hannah ist zweifellos ihre Enkelin, zumal das Mädchen Lenas Vater auf Anhieb als Opa identifiziert. Die handwerkliche Umsetzung ist höchstes Niveau, das Drehbuch hat die gleichnamige Roman-Vorlage von Romy Hausmann clever ergänzt, aber besonders sehenswert sind die sechs Folgen nicht zuletzt wegen der vorzüglichen darstellerischen Leistungen; Kim Riedle brilliert als geschundene, gedemütigte und missbrauchte Frau, vor allem aber die junge Naila Schuberth ist geradezu gruselig gut.