
Wie man mit frei erfundenen Neukunden an der Börse Kasse machen kann, wie die Sache mit den Leerverkäufen oder dem „Shorten“, dem Reihbachmachen mit den Börsenverlusten anderer, funktioniert, das bekommt man in der deutschen Serien-Satire „King of Stonks“ (Netflix / btf) opulent selbstreferentiell & popkulturell unterhaltsam präsentiert – in sechs dramaturgisch gut strukturierten, tempo- und informationsreichen, aber nie verwirrenden oder gar belehrenden Folgen. Die Geschichte lehnt sich an den Aufstieg und Fall des Digitalbezahl-Startups Wirecard an, das schnell zur großen Hoffnung für den Digitalstandort Deutschland avancierte. Aus der Börsenrakete wurde ein Betrugsskandal, ein Milliardengrab. Da Headautor Philipp Käßbohrer sich nicht am realen Fall entlanghangelt, gelingt dieser herausragenden Serie eine universale bitterböse Abrechnung mit einer perversen Branche – und sie ist dadurch noch verspielter und komischer, noch origineller und überraschender als die dieses Jahr Grimme-Preis-gekrönte Sky-Serie „Die Ibiza-Affäre“. Und Matthias Brandt brilliert – als größenwahnsinniger Narzisst mit Kunstgebiss und Bräunungscreme.