Ein Mensch hat die Vision eines Verbrechens und versucht nun, die Tat zu verhindern: ein beliebter Handlungskern vieler Filme und Serien. In der ZDF-Reihe „Die Toten vom Bodensee“ (Rowboat) geht es zwar schon mal mysteriös zu, aber ein derartiges Sujet wäre doch zu unrealistisch. Deshalb gibt es eine rationale Erklärung für das irrationale Verhalten einer jungen Frau, die zu Beginn der 14. Episode, „Das zweite Gesicht“, die Polizei über einen Mord informiert, der noch gar nicht stattgefunden hat. Etwa zur Hälfte lässt der Film die Katze aus dem Sack; von nun an hat sich das Drehbuchtrio offenbar von der Rimbaud’schen Sehnsucht nach Entgrenzung inspirieren lassen. Darstellerisch ist das nicht rundum befriedigend, optisch umso mehr, zumal Regisseur Christian Theede die typischen Besonderheiten der Filme betont. Besonders eindrucksvoll gefilmt: das Naturgeisterfest.

Am Bodensee treibt ein Wolf sein Unwesen. Als ein Jäger aufgespießt in einer Wolfsfalle gefunden wird, fällt der Verdacht auf einen militanten Tierschützer. Der solide, aber auch etwas spannungsarm inszenierte 15. Bodensee-Krimi, „Unter Wölfen“ (ZDF / Rowboat, Graf), lebt vor allem von der Geschichte, die sich mehr und mehr zum Familiendrama wandelt, sowie vom Ensemble. Als besonders gute Wahl erweist sich Jeremy Miliker, zumal der Junge eine Schlüsselrolle spielt: Der kleine Timmy ist vor fünf Jahren bei einem lautstarken Streit seiner Eltern zusammen mit seiner kleinen Schwester in den Wald gelaufen. Dort muss sich etwas zugetragen haben, das ihm buchstäblich die Sprache verschlagen hat; das Mädchen ist seither verschwunden. Zeiler und Oberländer (Matthias Koeberlin & Nora Waldstätten) ahnen: Um den aktuellen Mordfall zu lösen, müssen sie herausfinden, was damals passiert ist.