
Zwei Schwestern haben seit Jahren kaum noch Kontakt zueinander. Beide führen ein grundverschiedenes Leben. Die eine ist Single, liebt ihre Unabhängigkeit. Die andere scheint in ihrer Ehe aufzugehen, und sie hat zwei wohlgeratene Kinder. Von einem Tag auf den anderen wird nun für diese beiden die Tante die neue Bezugsperson sein. Denn die Mutter ist tot, und der Vater ist ein Mörder… In dem ZDF-Drama „Ich brauche euch“ (Bavaria Fiction) geht es um das, was man nicht sieht in Beziehungen, und das, was in Ausnahmesituationen oft aufbricht. Ohne den Rettungsschirm, den eine klassische Lösungs-Dramaturgie oder die Finalität des Krimi-Genres bieten, widmet sich Max Färberböck seinen Lieblingsthemen: der Brüchigkeit menschlicher Beziehungen und der Fragilität des Mysteriums „Liebe“. Und dabei wirft er einen Blick auf die Maskenspiele des Alltags, die zur zweiten Natur geworden sind. In diesem Film haben alle ihr Päckchen zu tragen. Die Unsicherheit der Charaktere spiegelt sich in der Narration. Annäherung verläuft selten geradlinig, häufiger kreisförmig. Keine der Figuren verkommt zur bloßen Funktion für die von Mavie Hörbiger feinnervig und sehr glaubwürdig verkörperte Hauptfigur. Ein Nähe-Konzept fast wie in Corona-Zeiten.