
„Sexuell verfügbar“ (Majestic Film & Co) erzählt von einer Frau, Anfang 40, die nach einer konventionellen, bürgerlichen Lebensphase die 1000 Imperative, die ihr als weibliches Wesen von der Gesellschaft mitgegeben wurden, versucht hinter sich zu lassen und sich „männlicher“ zu geben, Umschnall-Pimmel inklusive. Aus dem Ehekäfig befreit, droht ihr nun der echte Knast. Die Anklage gegen sie lautet: Vergewaltigung. Vor dem Prozess stellt sie, völlig verunsichert, ihr bisheriges Leben auf den Prüfstand. In kurzen Rückblenden kann das Publikum an ihren Lebensphasen teilhaben: als gemobbtes Kind, als verliebter Teenager, als braves „Muttertier“. So schwankend und launenhaft diese Figur, so sprunghaft – sprich: abwechslungsreich – die Inszenierung. „Sexuell verfügbar“ bietet eine atemberaubende, aber nie atemlose Revue weiblicher Erfahrungen und Rollenbilder, immer wieder aufregend angereichert mit historischem Doku-Material im Vintage-Look. Diese Serie bleibt in ihren Bildern und ihren Narrativen unberechenbar. Die Macherinnen unterlaufen dabei Sehgewohnheiten, zeigen Genre-Mustern den Stinkefinger und sind so direkt, offen, die Frauenfrage und das Sex-Ding sprichwörtlich am Schwanz packend, wie man es in der TV-Fiktion hierzulande so noch nicht gesehen hat. Und Laura Tonke ist zum Niederknien.