
Zwei junge Männer schlagen und treten einen schwarzen Studenten ins Koma – in aller Öffentlichkeit, während einer Straßenbahnfahrt. Die Augenzeugen greifen spät ein, dafür wollen sie vor Gericht aussagen. Doch die Väter der Angeklagten bleiben nicht untätig – und so springen der jungen Staatsanwältin vor Prozessbeginn wichtige Zeugen ab… In „Ein ganz normaler Tag“ (Sat 1, Zeitsprung Pictures) geht es weniger um gesellschaftliche Analyse, sondern eher darum, das Zeitphänomen, die immer größere Gewaltbereitschaft im öffentlichen Leben, politisch und juristisch einzuordnen – und dabei an Moral und Rechtsempfinden des Einzelnen zu appellieren. Entsprechend wird auch der Zuschauer Augenzeuge der Tat. Und eine zehnminütige Ortsbegehung wird zu einer Art psychologischer Täter-Opfer-Aufstellung und ist der finale Höhepunkt dieses spannenden, alltagsnah inszenierten Gerichtsdramas. Das am Ende angestimmte Hohelied auf die Zivilcourage mag naiv, allerdings den meisten Zuschauern recht sein, da diese Utopie den Betrachter aus Ohnmacht & Wut herausholt.