
Die dramaturgische Besonderheit von „Polizeiruf 110 – Unsterblich“ (ARD / filmpool fiction) ist ein Clou, der nach 30 Filmminuten gesetzt wird. Der mögliche Täter ist nach über einer Stunde allenfalls zu erahnen. Die Krimihandlung bleibt also bis zum Ende relativ spannend. Dennoch ist dieser achtzehnte „Polizeiruf“ aus Magdeburg nicht mehr als ein solider Gebrauchskrimi, der einem zweiten Blick schwer standhält. Das erste Drittel ist zäh. Auch wenn der Film danach jene interessante Wendung nimmt, so lässt sich dadurch der anfangs gewonnene Eindruck eines stereotypen, langatmigen Whodunit, gespickt mit Erklärdialogen, nicht überschreiben. Haltung verkommt zur erwartbaren moralischen Währung, weil die Charaktere – insbesondere das Episoden-Personal – nicht vertieft werden, sondern sie die Handlung allenfalls mit Emotionen aufladen. Dafür gibt es Influencer-Bashing, Sucht-Psychologie und Narzissmus-Theorie, für Anfänger wohlgemerkt. Allerdings retten Claudia Michelsen und eine mehr als solide Inszenierung alles, was es zu retten gibt.