
Im geteilten Tannbach spiegelt sich die deutsch-deutsche Großwetterlage im Kleinen. Der Kalte Krieg tobt, Stasi & BND sind hyperaktiv, die geheime Aufrüstung hinterlässt überall ihre Spuren. Ideologie setzt sich in den Köpfen fest – auch im Alltag, in den Beziehungen, in den Familien. Kommunisten-Paranoia hüben, Revanchisten-Hatz drüben. Keine guten Zeiten für die Liebe. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten kommt „Tannbach II – Schicksal eines Dorfes“ (ZDF / Gabriela Sperl Produktion für Wiedemann & Berg Television) gut in Gang, entwickelt einen weiten Erzählhorizont mit viel Personal, dem man gern folgt. Denn alle Figuren, so ambivalent sie auch sind, wecken historisches Interesse, die neuen Rollen sorgen für frischen Wind und die Performance der Schauspieler ist kraftvoll, den Sixties gemäß, und das Ensemble agiert in einer Tonlage. Es steckt neben Betonkopfpolitik auch etwas Zeitgeist der Sixties in diesem dramaturgisch dichten Dreiteiler, der mit seiner geheimen Kriegsführung etwas schwerer zugänglich sein mag als der Vorgänger; seine Recherche-Leistung, geschichtliche Relevanz und filmische Qualitäten aber mindestens ebenso groß sind.