
„Der Palast“ (Constantin Television) – der Titel ist Programm, und er macht deutlich, was von dem ZDF-Dreiteiler zu erwarten ist und was nicht. Wer sich ein Drama verspricht, das sich ernsthaft mit der deutsch-deutschen Geschichte auseinandersetzt, kann sich die viereinhalb Stunden sparen. Autorin Doehnert bedient sich zwar der Geschichte, doch dieses Puzzle aus historischen Versatzstücken und ostwestdeutschen Mentalitätsstereotypen bildet allenfalls den Zeithorizont für eine Erzählung, die als Familien-Melodram konzipiert ist und die sich clever Kästners Zwillingsmotivs bedient. Wer dieser Art (n)ostalgischen Fernsehens nichts abgewinnen kann, dem wird eine „Palast“-Revolte nicht schwerfallen. Wer sich jedoch dem gekonnt gemachten Trivialen hinzugeben bereit ist, wer Fern-Sehen nicht nur als Kopfarbeit sondern auch als Bauchlust versteht, als eine angenehm ziellose und emotional entlastende Form der Wahrnehmung, der dürfte Spaß haben an diesem Bilderbogen, dieser „Doppelten-Lottchen“-Variation, die in Sachen Identifikation, Spannungs-Dramaturgie & Tanz bestens funktioniert. Svenja Jung trägt den Film, sie ist sein Atem, sein Herz, sein Gesicht – und wenn sie nicht gerade ein Solo gibt, so sticht sie noch als ein Teil aus dem Ornament der Masse heraus. Bei „Der Palast“ stößt der Verstand an seine Grenzen, obsiegt das Gefühl.