Foto: NDR / Georges Pauly Viel Kontakt hatten die 15jährige Alma und ihr Vater Oliver die letzten Jahre nicht. Das ändert sich, als die Mutter bei einem Unfall ums Leben kommt. Das Mädchen zieht zum Vater, der immer noch mit dem Mann zusammenlebt, wegen dem Oliver einst aus seiner Ehe ausbrach. Wie sich das Kräfteverhältnis zwischen Vater und Tochter durch die Ausnahmesituation des plötzlichen Zusammenlebens verändert und wie durch den Lebenspartner des Vaters und den bibelfesten Freund der Tochter das kommunikative Gleichgewicht beeinflusst, ja gestört wird, davon erzählt der ARD-Fernsehfilm „Eine fremde Tochter“ (Aspekt Telefilm, Bavaria Fiction) von Stefan Krohmer nach dem Drehbuch von Daniel Nocke. Beide sezieren mit analytischem Blick die Befindlichkeiten der Protagonisten, die kleinen Machtkämpfe, die freigelegten Aggressionen, und sie zeigen, wie Fronten aufweichen, während andere verhärten. Wie immer geht es bei ihnen um Muster von Kommunikation, um die Fallstricke, die einem Werte- und Moralvorstellungen in den Weg legen können, die Selbstlügen und subjektiven Konstrukte, die Menschen sich bauen, um vor sich selbst bestehen zu können. Und natürlich geht es auch um konkrete (Alltags-)Situationen, um Lebensthemen, die in der Handlung aufscheinen. Da die Geschichte sich über das strukturelle Ganze und nicht über singuläre Narrative erschließt, ist dieser Text weniger eine klassische Kritik als der Versuch einer (Lesarten-)Analyse.


















